KUNSTRUNDGANG
: Dominikus Müller schaut sich in den Galerien von Berlin um

Vierhundertundirgendwas Galerien sorgen in Berlin für einen stetigen Vernissagen-Overkill. Und dass dieses semiexklusive Get-Together am Eröffnungsabend längst zum Massenphänomen mutiert ist, dem man sich gerne jedes Wochenende anschließt, verwundert folglich nicht. Man kommt, streift mal kurz an der Kunst vorbei, schlendert Hallo sagend und Küsschen verteilend in Richtung Getränkeausschank und widmet sich den Rest des Abends dem gepflegten Rumstehen mit dem Bier in der Hand. Das ist ja alles nichts Neues, wurde aber letztes Wochenende in der Performance „Opening Closing“ des amerikanischen Theaterregisseurs David Levine in der kleinen Galerie Curators Without Borders mal wieder aufs Trefflichste bestätigt. Die Türen der Galerie waren verschlossen, das Publikum blieb auf der Straße oder im Hof und durfte durch die Fenster einer Art gestelltem Opening beiwohnen: Fake-Kunst, Fake-Künstler, Fake-Besucher, Fake-Kuratoren. Nichts da drinnen war echt. Und doch sah alles so aus wie immer. Eigentlich könnte man hier jetzt eine lange Liste an Fragen abarbeiten: von den Transferleistungen zwischen Theater und Kunst bis zu der seltsam in den Hintergrund geschobenen Tatsache, dass alle Mitwirkenden aus einem Kurs Levines an der FU Berlin stammen und hier eigentlich die Früchte eines langen Semesters mit Method-Acting-Crashkurs, identitätsphilosophischer Klassiker-Lektüre und Rollenentwicklung präsentierten, das Ganze dann aber doch als ausgewachsene Performance auf dem Kunstsektor verkauft wurde. Erfahren hat man das alles en passant – aber eben nur, wenn man Levine selbst darauf ansprach. Dass es nicht dazu kam, lag daran, dass sich wie so oft bei Galerieeröffnungen niemand so richtig um die Kunst kümmerte. Einmal abgesehen von ein paar versprengten Theaterwissenschaftsstudenten.

David Levines „Opening Closing“ fand am 27. Juni bei Curators Without Borders, Brunnenstraße 5, statt. www.curatorswithoutborders.com