6.400 Jobs weg

Der Sparkurs bei Siemens kostet in Deutschland tausende Stellen. Betriebsrat kritisiert den „Cowboystil“ der Chefs

MÜNCHEN taz ■ Die Auswirkungen des Siemens-Sparkurses auf die Beschäftigten werden konkret: Nach der Ankündigung im November, bis zum Jahr 2010 in Vertrieb und Verwaltung 1,2 Milliarden Euro einsparen zu wollen und den Gerüchten um etwa 15.000 gefährdete Arbeitsplätze weltweit, sind am Wochenende genaue Zahlen durchgesickert. Bis 2010 sollen weltweit 17.200 Arbeitsplätze wegfallen, davon 6.400 in Deutschland.

Am stärksten betroffen sind voraussichtlich Erlangen, München und Nürnberg mit knapp 3.000 Stellenstreichungen. Endgültige Klarheit wird am Montag in einer Woche erwartet, dann kommt die Siemens-Geschäftsleitung im Wirtschaftsausschuss mit dem Betriebsrat zusammen.

„Der Stellenabbau soll so sozialverträglich wie möglich ablaufen“, versprach Konzernchef Peter Löscher als Vorwärtsverteidigung in der Bild (Montagsausgabe) – und bestätigte damit indirekt die kursierenden Zahlen. Auch Kündigungen schloss Löscher nicht aus, sie seien das „allerletzte Mittel“. Der Stellenabbau sei nötig, um die Verwaltung schlanker und effizienter zu machen, genau das habe er bereits von den Mitarbeitern in den Fabriken eingefordert.

Bayerns IG-Metall-Chef Werner Neugebauer wertete es indes als „hochgradige Zumutung“, dass die Zahlen an die Öffentlichkeit gelangten, bevor die Arbeitnehmervertreter davon erfahren hatten. Birgit Steinborn, Siemens-Aufsichtsratsmitglied und Betriebsratschefin der Niederlassung Hamburg, sprach von einem „Cowboystil“ im Siemens-Management, der nichts mehr mit einer Sozialpartnerschaft zwischen Unternehmen und Beschäftigten zu tun habe.

Die Ankündigung Löschers, vor allem im Management zu streichen, bezeichnete Steinborn als „Augenwischerei“. In Vertrieb und Verwaltung, die betroffen sind, seien zu drei Viertel Tarifangestellte beschäftigt. „Es würde mich sehr überraschen, wenn hier die Führungsstellen überdurchschnittlich abgebaut würden“, so Steinborn. MH