Schattenseiten

Die Werkstatt 3 zeigt die Doku „Unser Erdöl und andere Märchen“ über die Erdölförderung in Venezuela

Venezuela ist weltweit der achtgrößte Ölproduzent. 80 % der Exporteinnahmen und ein Drittel des Bruttosozialproduktes des Landes werden mit Öl erwirtschaftet. Mit den Schattenseiten der venezolanischen Energiepolitik haben sich FilmemacherInnen von „Gattacicova“ aus Italien und „Yeast Films“ aus England in „Unser Erdöl und andere Märchen“ auseinandergesetzt. Nach „Ein anderer Weg ist möglich in Venezuela“ (2003) ist es der zweite Film über den politischen Aufbruch in dem südamerikanischen Land, das unter dem antiimperialistischen Präsidenten Hugo Chavez einen eigenständigen Weg sucht, einen „bolivarianischen Sozialismus des 21. Jahrhunderts“.

ArbeiterInnen der Erdölindustrie kommen zu Wort, ebenso wie BewohnerInnen, die unmittelbar auf den Fördergebieten leben. In eindringlichen Bildern wird der Kontrast zwischen gefördertem Ölreichtum und dem Elend, in dem Mitglieder von kleinbäuerlichen ethnisierten Gruppen wie den Wayoo in Baracken überleben, deutlich. „Er kann nicht alles mitbekommen, aber hier muss etwas passieren! Die reißen sich schon wieder alles unter den Nagel“, erklärt etwa ein Anwohner einer Förderanlage im Amazonasgebiet und hofft auf Präsident Chavez, der etwas gegen die Ölfirmen unternehmen soll. Große Öllachen lecken aus den Pipelines und Ölpumpen, die Bilder der verschmutzten grünen Landschaft Amazoniens veranschaulichen die ökologischen Kosten der Erdölförderung. Von deren Gewinn kommt in den Dörfern nämlich auch in Zeiten der „bolivarianischen Revolution“ wenig an.

Angesichts der Dramatik der ungelösten Probleme mit der Ölförderung wird der Film in Venezuela derzeit lebhaft diskutiert.GASTON KIRSCHE

Mi, 25. 6., 20 Uhr, Werkstatt 3, Nernstweg 32 – 34