Niels Annen, SPD-Bundestagsabgeordneter
: Der Studienabbrecher

NIELS ANNEN, 35, legt auf Offenheit und Ehrlichkeit viel wert. Jetzt wird viel über ihn und sein Studium geredet. FOTO: DPA

Um vollständig akzeptiert zu werden, braucht man in einigen Teilen dieser Gesellschaft einen makellosen Lebenslauf. Den kann der 35-jährige SPD-Politiker und Parteilinke Niels Annen nicht vorweisen. Der Eimsbüttler SPD-Bundestagsabgeordnete (seit 2005 im Amt) gab bekannt, nach 14 Jahren sein Studium abgebrochen zu haben, was für sehr zwiegespaltene Reaktionen sorgte.

Annen steht zu seinem Entschluss. Er wolle sich „mit all seiner Kraft“ auf die neuen Parteiaufgaben konzentrieren, sagt er. Über seine Entscheidung spricht er in einem Brief an die Eimsbüttler Kreisspitze, sein Scheitern bezeichnet er darin als „große persönliche Enttäuschung“. „Viel schwerer wiegt für mich jedoch“, so schreibt er, „dass ich dadurch die Zusage, die ich euch im Vorfeld der Wahl gemacht habe, nicht einhalten kann.“ Annen hatte vor der Bundestagswahl versprochen, sein Studium zu beenden.

Nicht die Partei habe ihn unter Druck gesetzt, sondern er sich selbst, sagt Annen. Der Eimsbüttler Kreisverband steht nach wie vor hinter ihm. Dessen Geschäftsführer Dennis Eighteen bezeichnet Annen als sehr zuverlässig. Sie seien mit seiner Arbeit hochzufrieden.

Niels Annen trat schon als 16-Jähriger der SPD bei, 1994 begann er sein Studium der Geschichte, Geografie und der Lateinamerika-Studien. Nach einigen Auslandssemestern in Madrid begann eine steile Karriere. Seit 2003 ist er im SPD-Bundesvorstand und stellvertretender Vorsitzender des Forums Demokratische Linke 21. Seit 2005 ist er Bundestagsabgeordneter und Sprecher der parlamentarischen Linken. Mitglied mehrerer Ausschüsse ist er außerdem. Seine Hauptanliegen sind Außenpolitik, Menschenrechte und Rechtsextremismus.

Zeit für Privates bleibt ihm kaum. Ab und zu trifft er sich mit Freunden, die nichts mit Politik am Hut haben, und spielt in einer Freizeitband Gitarre. „Eigentlich war es eine private Entscheidung“, sagt er in Bezug auf das öffentliche Interesse, das sein Entschluss ausgelöst hat. „Aber in der Politik gibt es manchmal eben keine persönlichen Entscheidungen.“ MKG