Österreichisch für Anfänger

A lei’wande G’schicht

Ob die Europameisterschaft im eigenen Land wirklich a lei’wande G’schicht wird, das ist nicht sicher, denn dafür ist der Österreicher doch eine arge Grantscherbe, ein notorischer Zauderer und vor allem: ein Berufspessimist. Die Euro wird rechtschaffen beargwöhnt. Die Leserbriefspalten des Kurier und der Kronenzeitung sind voll mit Kleinbürger-Kritik. Aber vielleicht kommt die schwarze Galle der österreichischen Melancholiker noch heftig in Wallung – wenn dem Nationalteam eine Überraschung gelingt. Könnte ja sein. Lei’wand oder auch leinwand jedenfalls heißt nichts anderes als: toll, bestens. Es wird so häufig verwendet wie hierzulande „super“ oder „geil“. Es findet sich auch in der Literatur: „Am nextn Tag bin i abiganga ins Wirtshaus, a klans Golasch, a klans Bier, alles wieder Lei’wand“, schrieb der Schriftsteller und Kabarettist Helmut Qualtinger in „Der Herr Karl“. Lei’wand geht wohl auf das feine, linnene Tuch zurück, das einst für die Aussteuer gesammelt wurde. MV