Der über Birmas Generäle scherzt

Es schien nur noch eine Zeitfrage zu sein: Zarganar, Birmas populärster Komiker, Schauspieler und Filmemacher, ist erneut festgenommen worden. Verwandte hätten beobachtet, wie ihn Polizisten in der Nacht zu Donnerstag aus seiner Wohnung in Rangun abgeführt hätten, berichtete ein in Thailand lebender Dissident. Zarganars Computer und Material über Auswirkungen des Zyklons „Nargis“ seien beschlagnahmt worden.

In den letzten Wochen hatte der Künstler mit 400 Freiwilligen ein Hilfsnetzwerk für die Zyklonopfer aufgebaut. Der Regimekritiker hatte sich mehrfach geweigert, private Spenden, wie von der Junta angeordnet, zur Verteilung an die Militärs zu übergeben. Auch ignorierte er Warnungen der Behörden, nicht mit ausländischen Journalisten zu reden.

Geboren wurde der heute 47-Jährige unter dem bürgerlichen Namen Maung Thura. Der Künstlername „Zarganar“ heißt übersetzt „Pinzette“ und spielt auf seine Zeit als Student der Zahnmedizin an. Als 20-Jähriger hatte er begonnen, als Komiker aufzutreten. Er zwar so erfolgreich, dass er sich nach seinem Universitätsabschluss für den Beruf des Komödianten entschied. Immer wieder verpackte er seine Kritik am Militärregime in satirische Witze.

Zarganar wurde erstmals während der Studentenproteste 1988 verhaftet, als er öffentlich einen politischen Wandel in Birma forderte. Die Junta nannte ihn „Aufhetzer“ und steckte ihn für ein Jahr ins berüchtigte Insein-Gefängnis. Für regimekritische Reden während des Wahlkampfes 1990 wurde er dann erneut für vier Jahre inhaftiert. Den damaligen Urnengang hatte die oppositionelle Partei „Nationale Liga für Demokratie“ deutlich gewonnen, doch die Generäle erkannten ihre Niederlage nicht an.

Nach seiner Entlassung aus der Haft drehte Zarganar mit Unterstützung lokaler Nichtregierungsorganisationen Filme, mit denen er das Bewusstsein für die Gefahren von HIV/Aids in Birma wecken wollte. In den staatlich kontrollierten Medien wurde er wiederholt als „Unruhestifter“ gebrandmarkt und erhielt letztlich Auftrittsverbot.

Während der von Mönchen geführten Massendemonstrationen im September 2007 rief er öffentlich zu ihrer Unterstützung auf und versorgte die Anführer der friedlichen Proteste mit Wasser und Essen. Deswegen wurde er Ende September erneut für drei Wochen festgenommen.

Sein politisches Engagement konnten bisher weder Verhaftungen noch Einschüchterungen mindern. In einem Interview hatte der Komödiant einmal gesagt: „Die Menschen in Birma lachen gern. Auch wenn ich nicht mehr sprechen kann, werden sich die Witze weiter verbreiten.“ NICOLA GLASS