Betten als Karrieleiter

In Andreas Kleinerts Film „Hurenkinder“ geschieht nichts ohne Grund – das zeichnet ihn aus (20.15 Uhr, ARD)

Die Geschichte ist im Ansatz brutal banal: Die Karriereleiter der Journalistin Marie (Nina Kunzendorf) führt durch die Betten der Mächtigen. Junge Frau schläft sich nach oben – na klar.

Andreas Kleinerts Film „Hurenkinder“ (nach Christine Gräns Roman „Hurenkind“) ist auch sonst ein Drama der großen Gesten und eigentlich verbrauchten Bilder: Über den Wolken beginnt die Liebe zu Leon (Stefan Kurt), die im Feuer endet. Grimmepreisträger Kleinert balanciert auf einem dürren Ast über das Tal der Lächerlichkeit.

Dass der Ast hält, auch wenn er manchmal bedrohlich knackt, liegt etwa an den brillant geschriebenen und gespielten Figuren, die mit jeder Zuspitzung der Geschichte mehr Grautöne auflegen. Und an der Musik, die nicht zur Berieselung, sondern zur Weichzeichnung beiträgt.

Vor allem aber geschieht in „Hurenkinder“ nichts grundlos. Marie etwa nutzt ihren Körper nicht, weil man das eben gemeinhin so tut, sondern um sich eine Karriere zu ermöglichen, die ihrer Mutter, einer Prostituierten, versperrt blieb. Der rote Faden sind „die unauflösliche Verstrickung des Menschen in sein Schicksal“, wie es Maries Kollege nennt – und die Frage: Was ist Glück? Marie weiß nur, was es nicht ist. RAA