Verkehr ohne Lösung

Leipziger Verkehrsforum scheitert an zentralen Fragen

LEIPZIG taz ■ Das International Transport Forum in Leipzig, das am Freitag zu Ende ging, hat zwar Zukunftsfragen treffend formuliert, vor nachhaltigen Lösungen aber kapituliert. Den zentralen Konflikt beschrieb Jack Short, Generalsekretär des Weltverkehrsforums: Verkehr und Handel müssten gestärkt, gleichzeitig aber Treibhausgase reduziert und Wege aus der Erdölabhängigkeit gefunden werden.

Der Zusammenhang zwischen Erderwärmung und dem bis 2030 erwarteten Anstieg der verkehrsbedingten Emissionen um 80 Prozent war das zentrale Thema dieses ersten internationalen Verkehrsforums. Es ist Nachfolger der Europäischen Verkehrsministerkonferenz und soll von nun an jährlich in der Messestadt fortgesetzt werden.

Tiefensee gehörte auf der Konferenz noch zu jenen, die mit einer Kerosinsteuer für den Luftverkehr oder der Präferenz der Schiene für Gütertransporte klare Forderungen aufstellten. Ansonsten aber scheiterte das Forum schon an der offenen Frage, ob die Politik dirigistisch eingreifen oder die Entwicklung dem Markt überlassen solle. Die Minister gaben sich in ihrer Erklärung recht forsch und wollten „die politische Führung übernehmen“. Bundeskanzlerin Merkel vertraute hingegen eher dem Markt.

Wie wenig ohne klare Limits oder Anreize zu erwarten ist, zeigten Äußerungen von Vertretern der Autoindustrie und der Logistikunternehmen. „Selbst wenn sich die Transportkosten für Container verdreifachen sollten, lohnt sich wegen der geringen Herstellungskosten immer noch der Import von Fernsehern aus China“, bekannte beispielsweise Heiner Rogge vom deutschen Speditionsverband DSLV.

Yves van der Straaten von der internationalen Autoherstellerorganisation OICA vertraute auf die innovative Konkurrenz der Produzenten und schob den Schwarzen Peter im Übrigen den Verbrauchern zu. Eine technologische Revolution der Antriebe, so Gerd-Axel Ahrens von der TU Dresden, sei jedenfalls für die nächsten 10 bis 15 Jahre nicht zu erwarten. MICHAEL BARTSCH