Pkws entscheiden Kampf gegen Klimawandel

Auf dem Weltverkehrsforum in Leipzig fordern UN-Experten den Umstieg auf mehr öffentlichen Personenverkehr

BERLIN taz ■ Der globale Anstieg des Autoverkehrs ist Knackpunkt bei der Bekämpfung des Klimawandels. Das haben führende Klimaexperten der Vereinten Nationen auf dem ersten Weltverkehrsforum in Leipzig verdeutlicht. „Alle Trends im Verkehrssektor liegen quer zu dem, was die Wissenschaft empfiehlt“, sagte Yvo de Boer, Chef des UN-Klimasekretariats. Hier fehle der politische Druck. Diese Einschätzung wurde durch die Rede von Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) bestätigt: Sie erklärte den Klimaschutz zwar zur „eindeutig spannendsten Aufgabe des 21. Jahrhunderts“, plädierte dann aber für mehr marktwirtschaftliche Lösungen statt ordnungsrechtliche Vorgaben.

Das Weltverkehrsforum ist aus der Europäischen Verkehrsministerkonferenz der Industriestaatenorganisation OECD hervorgegangen. Ähnlich wie das Davoser Weltwirtschaftsforum soll es Entscheidern aus Politik, Wirtschaft, Wissenschaft Plattform sein, um ohne offiziellen Verhandlungsrahmen miteinander reden zu können.

Der Vorsitzende des Weltklimarates und Friedensnobelpreisträger Rajendra Pachauri verwies darauf, dass der Verkehr weltweit derzeit rund 23 Prozent zu den Emissionen an klimaschädlichem CO2 beiträgt. Wenn „es keine Umkehr von den gegenwärtigen Verbrauchsmustern gibt“, werde sein Energieverbrauch jährlich um 2 Prozent steigen. Damit würden 2030 die Emissionen 80 Prozent über dem heutigen Niveau liegen. Entsprechend müsse bei der Verkehrsplanung umgedacht und der öffentliche Personenverkehr „deutlich ausgebaut werden“. Während ein Pkw pro Personenkilometer durchschnittlich 141 Gramm CO2 ausstößt, sind es bei der Bahn nur 66 Gramm.

Vertreter der Umweltverbände erwarteten keine großartigen Ergebnisse vom Forum. „Die gesamte Diskussion hat ein entscheidendes Manko“, sagt Dirk Flege, Geschäftsführer der Allianz pro Schiene: „Es gibt kein Ziel.“ Bislang hätten sich die Länder nur gesamtstaatliche CO2-Minderungs-Ziele gesetzt, sie drückten sich aber davor, festzulegen, was das für die einzelnen Sektoren bedeutet – also, wie viel davon etwa genau im Verkehrsbereich eingespart werden muss. So diskutiere die Koalition in Deutschland über CO2-Grenzwerte für Pkws oder die Reform der Kfz-Steuer, es gebe aber kein Koordinatensystem. „Was nützt es, wenn der Austoß pro Pkw-Kilometer um 10 Prozent sinkt, die Einsparungen aber durch mehr Autoverkehr wieder aufgefressen werden?“ BEATE WILLMS