die anderen über südafrika, gordon brown und den lohnverzicht in deutschland
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Über die Unruhen in Südafrika schreibt die unabhängige französische Tageszeitung Le Monde: Präsident Thabo Mbeki trägt eine schwere Verantwortung für die dramatische Situation. Durch ihn hat Südafrika einen bemerkenswerten wirtschaftlichen Aufschwung geschafft. Aber nur eine Minderheit der Schwarzen hat davon profitiert.

Und die katholische französische Tageszeitung La Croix kommentiert: Präsident Thabo Mbeki kommt es teuer zu stehen, dass er sich geweigert hat, das Drama wahrzunehmen, das sich vor seiner Haustür in Simbabwe abspielt, wo Präsident Robert Mugabe sich weigert, die Macht abzugeben. Seine Zurückhaltung kommt nun wie ein Bumerang zurück. Fast drei Millionen Menschen aus Simbabwe versuchen, in Südafrika zu überleben.

Die Wahlschlappe der Labour Party bei den britischen Kommunalwahlen sieht die Sunday Times als eine Niederlage für Premier Gordon Brown: Es gibt ein Potenzial für eine ernsthafte Labour-Revolte (…) und auch für eine Niederlage Browns, jetzt wo er angeschlagen ist. Die schrumpfende Schar loyaler Minister beharrt zwar darauf, dass alles besser wird, wenn sich die Wirtschaft wieder erholt. Nächstes Jahr, sagen sie, sieht es viel günstiger aus. Browns Misere wurde mit der John Majors (…) verglichen, auch wenn sie in vielerlei Hinsicht noch schlimmer ist. Major war fünf Jahre lang Premierminister, als er in eine ähnliche Lage bei Wahlen geriet. Er hat das Ringen – „Unterstützt mich oder feuert mich“ – mit seiner Partei gewonnen. Brown kann dies nicht riskieren.

Die Frankfurter Allgemeine hingegen sieht jetzt Schwierigkeiten auf die britischen Konservativen zukommen: Die Zeit der relativ leichten Siege ist für die britische Konservative Partei jetzt wahrscheinlich vorbei. (…) Die Aussicht auf die Wiedergewinnung der Macht in London eint die Konservative Partei zurzeit. Aber hinter der glänzenden Fassade schwelen alte Konflikte weiter. Schon bei der Europawahl im kommenden Jahr können Differenzen offenbar werden. Die Frage ist nur, ob Labour die Nerven hat, die kommenden zwei Jahre mit Brown durchzuhalten.

Die belgische Tageszeitung De Morgen weist darauf hin, dass der deutsche Lohnverzicht dazu führt, dass die europäische Inflationsbekämpfung nicht funktioniert: Die deutsche Wirtschaft wächst im schnellsten Rhythmus seit zwölf Jahren. (…) Die Lohnzurückhaltung hat allerdings eine unvermeidliche Kehrseite. (…) In den vergangenen Jahren sind die Verbraucherpreise schneller gestiegen als die Löhne, wodurch die Kaufkraft der Arbeitnehmer seit 2003 um 3,7 Prozent gesunken ist. (…) Der Rest Europas schreit nach einer Zinssenkung, um das Wachstum zu stimulieren. Spanien und Italien drohen in eine Rezession zu geraten. Auch in unserem Land beginnt der Motor zu stottern. (…) Aber wenn Deutschland – gut für ein Drittel der Produktion im Eurogebiet – weiter so stark läuft, hat die Europäische Zentralbank weniger Veranlassung für eine Zinssenkung.