Wenn Kinder selber drehen

Das Mo & Friese Kinder-Kurzfilm-Festival zeigt in seinem zehnten Jahr acht Tage lang kurze Streifen für die Kleinen. Und die sollte man nicht unterschätzen, sagt Festivalleiterin Agnes Nube. Der jüngste Filmbeitrag stammt von Sechsjährigen

VON ELISABETH WEYDT

Ihren ersten Film hat sie mit zwölf Jahren gesehen: ABBA. Agnes Nube grinst, weil sie weiß, dass man Anderes erwartet hätte. Sie ist die Leiterin des 10. Kinder-Kurzfilm-Festivals Mo & Friese in Hamburg. Vom 1. bis 8. Juni werden sich die Bilder auf einigen Leinwänden der Stadt nur für Kinder bewegen. In den Kinos laufen dann auch Filme, die sie in Eigenregie produziert haben.

„Die Kinder heute beeindrucken mich“, sagt Nube. Zehnjährige würden bereits auf Continuity achten, also darauf, dass die Zigarettenlänge im einen Bildausschnitt mit der im nächsten Bildausschnitt übereinstimmt. Die Kinder würden filmtechnisch immer kompetenter, sie drehten sogar eigene Filme.

Darum gibt es beim diesjährigen Festival nun schon zum zweiten Mal den Wettbewerb „Gib mir fünf!“, bei dem junge Filmemacher bis 13 ihre fünfminütigen Werke einreichen konnten. Mehr als 40 Filme aus ganz Deutschland habe sie und ihr Team gesichtet, sagt Nube. Neun sind nun in der Endauswahl. Die jüngsten Filmemacher sind sechs Jahre alt und stammen aus einer dritten Grundschulklasse in Berlin. Ihr Streifen heißt „Oase“ und ist ein selbst gezeichneter Animationsfilm über Tina, die im Badezimmer für Aufruhr sorgt.

Am letzten Tag des Festivals ist die Preisverleihung. Im vorigen Jahr hätte es Tränen gegeben, sagt Nube. „Bei der Vorführung sind sie total aufgeregt, aber eigentlich denken sie doch oft, ihr Film sei wirklich gut.“ Und der läuft dann auf einer richtigen Leinwand wie die Filme der Profis. Von denen gibt es in den acht Tagen Kinder-Kurzfilm-Festival 37, aus 21 Ländern. Die Endauswahl ging aus 600 gesichteten Filmen hervor und wird wie die „Gib mir fünf!“-Filme von einer Kinderjury bewertet.

Die professionellen Produktionen werden in verschiedenen Kinos und Kulturzentren der Stadt gezeigt. „Wir möchten so vielen Kindern wie möglich den Zugang zu Kurzfilmen verschaffen“, sagt Nube. „Der Kurzfilm an sich“ sei für sie das Besondere an diesem Festival, da man während eines Abends verschiedene Geschichten und Erzählweisen miteinander vergleichen könne. Und die Kinder gingen viel unbefangener mit dieser Art des Kinos um. „Sie brauchen nicht unbedingt eine Geschichte, sie lieben Quatsch-Geschichten und lachen gerne mal über Erwachsene.“ Die jungen Zuschauer seien ein dankbares Publikum, da sie einfach genießen können und nicht immer alles hinterfragen müssten.

Aber sie seien auch anspruchsvoll und ließen sich nicht für dumm verkaufen. Deshalb würden die beiden Jury-Gruppen ihre Wahl auch völlig selbstständig treffen, von den Erwachsenen würden sie nur auf einige Aspekte hingewiesen.

Ob sie die Ratschläge annehmen, wird sich zeigen. Lale Kan (8), Jury-Mitglied: „Ich möchte den erwachsenen Filmemachern mal erklären was uns wichtig ist und wie ein Kind nie reagieren würde.“

Mo & Friese: 1. – 8. Juni. Geburtstagsfeier mit Kurzfilmen aus den letzten 10 Jahren: 1. Juni, 15 Uhr, Zeise-Kinos