Keine Ruhe in Sichuan

Angst vor Nachbeben treibt Menschen im Erdbeben-Gebiet auf die Straßen. Notunterkünfte noch zu knapp

PEKING dpa/ap/rtr ■ Die Warnung vor einem starken Nachbeben im südwestchinesischen Erdbebengebiet hat erneut Panik ausgelöst. Verängstigte Menschen verbrachten die Nacht zum Dienstag unter freiem Himmel. Seismologen hatten Beben der Stärke 6 bis 7 und weitere Erdrutsche prognostiziert. Aus Sorge vor einer Flutwelle wurde die schwer zerstörte Stadt Beichuan evakuiert. Die Behörden erwarteten, dass heftige Regenfälle dazu führen könnten, dass ein Damm oberhalb der Stadt bricht.

Acht Tage nach dem schweren Beben wurden noch zwei Überlebende geborgen. Bergungstrupps retteten eine 60-jährige Frau aus einer Felsspalte. Sie hatte durch Regenwasser überlebt. Ein 31-jähriger Manager wurde aus einem zerstörten Bürogebäude in Yingxiu geborgen. Die Behörden korrigierten die Zahl der Toten und Vermissten nach oben: Danach wurden rund 40.000 Menschen getötet, 32.000 würden noch vermisst, 245.000 wurden verletzt.

In einem Appell erklärte die Pekinger Führung gestern, dass bis zu fünf Millionen Menschen dringend Notunterkünfte brauchten. Es fehle immer noch an Zelten. Laut Vizeinnenminister Liang Ji wurden bereits rund 280.000 Zelte nach Sichuan gebracht, weitere 700.000 seien bestellt. Das DRK schickt morgen ein Feldhospital und Helfer in die Provinz.

Das Umweltministerium warnte die rund fünf Millionen Obdachlosen und die Bewohner des Erdbebengebiets vor Verschmutzungen des Grundwassers. Leichen, medizinische Abfälle und die wiederholte Anwendung von Desinfektionsmitteln und Mitteln zur Vorbeugung gegen Seuchen stellten eine große Gefahr für das Trinkwasser dar.