der kommentar
: Feuchte Aussprache

Hätten Sie auch gerne das Buch von „Charlotte Roche … oder wie man die ausspricht“? Eine Hilfestellung

Neulich wackelte ich in den Buchladen meines Vertrauens, um ein Werk mit dem Titel „Vom Nachteil, geboren zu sein“ zu bestellen. „Von E. M. Cioran“, fügte ich hinzu, wurde aber vom belesenen Verkäufer rüde eines angeblich Besseren belehrt: „Das heißt Tschorran!“ Peinlich.

Ich Ignorant hatte den Namen des rumänischen Philosophen Emil Mihai Cioran französisch ausgesprochen, also „ßiorann“, weil er selbst das Französische vorzog. Später erfuhr ich, dass man Cioran getrost „Tschorran“, „ßiorann“ oder auch, eingedeutscht, „Zioran“ aussprechen kann. Aber da war der Buchladen des Klugscheißers längst pleite.

Ganz anders sieht es mit „Feuchtgebiete“ aus, dem Bestseller von „Charlotte Roche … oder wie man die ausspricht“.

Der kleine, aber praktische Nachsatz fällt in jedem zweiten Debattenbeitrag zum Thema Charlotte Roche. Erstens, weil man auch diesen Namen, rein theoretisch, Schallotte Roche, Schahlott Rosch oder Tscharlott Routsch aussprechen kann. Zweitens aber, weil man sich auf diese Weise dezent dumm stellen und damit distanzieren kann von Hämorrhoiden, Sperma, Kot und all den anderen feuchtwarmen Hauptfiguren dieses Buches.

Wer aber den Namen korrekt und forsch englisch ausspricht, signalisiert so seine Sympathie für die Autorin. Gefährlich. Wir empfehlen, Charlotte Roche vorsichtshalber ganz anders auszusprechen, vielleicht so: Annette von Droste-Hülshoff. FRA