Katastrophenhilfe in Birma bleibt Katastrophe

Birmas Junta lockert Bedingungen für Helfer. Aber die Hilfe erreicht noch immer nur ein Zehntel der Bedürftigen

RANGUN/BANGKOK/BERLIN rtr/dpa/ap/taz ■ Die Lage der 1,5 bis 2 Millionen Opfer des Zyklons „Nargis“ in Birma wird immer verzweifelter. Hilfslieferungen erreichten die Menschen nur mit Hindernissen. „Es ist schrecklich. Die Menschen sind in einer verzweifelten Situation und betteln vorbeifahrende Fahrzeuge an“, so Gordon Bacon vom US-Hilfswerk IRC (International Rescue Committee) am Mittwoch in Rangun.

Die von der regierenden Militärjunta nur spärlich ins Land gelassenen Hilfslieferungen können Experten nach nur ein Zehntel des Bedarfs abdecken, und die Hilfswerke können sie zumeist nicht selbst verteilen. Das UN-Welternährungsprogramm (WFP) schätzt, dass 750.000 Bedürftige Nahrungsmittelhilfe brauchen; bislang seien erst etwa über 70.000 erreicht worden. Das UN-Flüchtlingshilfswerk UNHCR schickte am Dienstag einen Lastwagenkonvoi aus Thailand mit Zelten und Plastikabdeckungen. Bisher wurden 25.000 Plastikplanen für 50.000 Menschen verteilt. Die Deutsche Welthungerhilfe (DWHH) hat drei Lastwagen mit 18 Tonnen Reis, Linsen, Öl und Salz sowie Plastikplanen, Eimern und Regenwassersammelbehältern in die Stadt Bogale geschickt, die von lokalen Helfern verteilt werden sollen. Der Arbeiter-Samariter-Bund (ASB) berichtete, zwei erfahrene Helfer hätten endlich Visa erhalten und könnten nun nach Birma reisen.

In Thailand starteten erneut fünf US-Frachtmaschinen mit Hilfsgütern für die Zyklon-Opfer. Ein Sprecher erklärte, bisher habe man mit acht Flügen rund 90 Tonnen Decken, Moskitonetze, Plastikplanen und Trinkwasser nach Birma gebracht.

Erschwert wurden die ohnehin schwierigen Bergungs- und Rettungsarbeiten durch neue schwere Regenfälle. Entgegen ersten Warnungen drohe aber kein weiterer Zyklon, erklärte gestern die UN-Weltorganisation für Meteorologie unter Berufung auf das Sturmwarnzentrum in Indiens Hauptstadt Neu-Delhi. Mit Verweis auf das Sturmwarnzentrum des US-Verteidigungsministeriums hatte die UNO zuvor das Gegenteil gesagt.

In einer Geste lud Birmas Regierung 160 Helfer aus Bangladesch, China, Indien und Thailand in das Land ein. „Birma hat gezielt die Nachbarländer aufgerufen, zu helfen“, sagte Amanda Pitt, Sprecherin der humanitären Koordinierungsstelle der UNO (OCHA) in Bangkok. Thailands Ministerpräsident Samak Sundaravej bemühte sich in Gesprächen mit seinem birmesischen Kollegen Thein Sein um weitere Einreisevisa.