imageanalyse über bremens kultur
: Zweifelhafte Umweg-Begründungen

Das Bekenntnis des Kultursenators, mit ihm gebe es keine Kürzungen im Kulturbereich, ist nicht zu unterschätzen – der Mann heißt Böhrnsen und neigt nicht zu überschwänglich-haltlosen Versprechen.

Kommentar von Henning Bleyl

Insofern bestätigt sich die Strategie, Kultur zur Chefsache zu machen. Niemand sonst könnte sich derzeit eine solche Aussage über einen Bereich leisten, dessen Mittel haushaltstechnisch als freiwillige Leistungen gelten. Auch die Rollenverteilung im Ressort bewährt sich: hier ein bürgermeisterliches Schutzschild, dort eine detailliert informierte, das Verwaltungsgeschäft beherrschende und trotzdem omnipräsente Staatsrätin – ebenfalls ein Novum. Umso überflüssiger ist es, den „Wert“ von Kultur durch die eigenwillige Interpretation einer Marketingstudie zu untermauern.

Denn diese „belegt“ keineswegs, wie gestern verkündet, dass sich „das Kulturangebot in Bremen […] in den letzten Jahren ernorm verbessert“ hätte – sondern referiert repräsentativ erhobene subjektive Einschätzungen. Wenn man dann noch ausblendet, dass den 37,8 Prozent Auswärtigen, die das Bremer Kulturangebot für besser als vor zehn Jahren halten, fast ebenso viele gegenüber stehen, die Selbiges verbesserungsbedürftig finden – dann gleicht die Belastbarkeit der Aussage dem Zustand von Eis unter gegenwärtigen Temperaturen. Kultur hat wetterfestere Argumente verdient.