Letzte Chance für Straßenbäume

Im Streit um angeblich umsturzgefährdete Straßenbäume in Prenzlauer Berg reden der Bürgermeister und die Anwohner wieder miteinander. Weitere geplante Fällungen sollen zuerst im „Baumgremium“ diskutiert werden

Im Baumstreit zwischen Anwohnern des Gleimviertels in Prenzlauer Berg und dem Bezirk Pankow sucht Bürgermeister Matthias Köhne (SPD) wieder das Gespräch mit den Bürgern. Über die Fällung weiterer gefährdeter Straßenbäume soll das Baumgremium entscheiden – voraussichtlich am 13. Mai. In dem Gremium sitzen Vertreter des Amts für Umwelt und Naturschutz, umweltpolitische Sprecher der Fraktionen im Bezirksparlament, Vertreter der Bürgervereine sowie der Bürgermeister selbst. In den vergangenen Wochen hatte der Bezirk trotz heftiger Anwohnerproteste rund 60 Straßenbäume umgehauen, weil sie laut einem Gutachten „akut“ an Wurzelfäule litten und umzustürzen drohten.

In der Bezirksverordnetenversammlung (BVV) am vergangenen Mittwoch war dieses Thema noch einmal kontrovers diskutiert worden. Während der zehnminütigen Bürgersprechstunde hatten Mitglieder der Anwohnerinitiative Gleimviertel ihr Anliegen vorgetragen. Die Reaktionen waren kühl. „Wir hatten das Gefühl, von den Politikern gar nicht ernst genommen zu werden“, sagte Jaqueline Röber vom Bürgerverein Gleimviertel nach der Sitzung. Nicht nur sie war fassungslos. „Es war letztendlich ein Schlagabtausch, bei dem nicht viel rauskam“, fand Thomas Loew, Bewohner des Gleimviertels.

Während der Sitzung verteidigte Bezirksbürgermeister Köhne erneut die bisherigen Fällungen. Seiner Meinung nach könne man nicht bei jedem Problem eine demokratische Bürgerbeteiligung zulassen – diese Baumfällungen gehörten dazu. Lediglich die Vertreter der Grünen argumentierten gegen Köhne. Kurz darauf verließen die Bürger wütend die Sitzung.

Erst zwei Tage später rang sich Köhne doch noch zu einem Zugeständnis durch und bot an, das seit 2007 bestehende Baumgremium könne sich mit den weiteren geplanten Fällungen befassen. „Herr Köhne hat bei mir angerufen und mir gesagt, dass das Baumgremium wieder tagen soll“, bestätigt Röber. In der nächsten Sitzung des Gremiums, die voraussichtlich am 13. Mai stattfinden wird, soll über die „Bäume, die bisher nicht gefällt wurden, aber trotzdem gefährdet sind“, gesprochen werden, so Matthias Köhne. Bisher habe er nur die Straßenbäume fällen lassen, die unter die höchste Gefährdungsstufe fielen. Das Gremium hatte sich auch mit den ersten Fällungen beschäftigt, die auf der Grundlage eines Bezirksgutachtens erfolgten. Die Vertreter der Anwohner waren damals aber nicht erschienen – ihnen war das Gutachten erst drei Tage vor dem Sitzungstermin zugestellt worden. Zu kurz, um sich damit intensiv zu beschäftigen, so die Initiative.

Doch ob das Gremium weitere Fällungen verhindert, ist ungewiss. Köhne: „Es dient nur der Kommunikation und hat weiterhin keine Entscheidungsbefugnis.“ MICHELLE ZIEGELMANN