Angemessene Bestattung

Den Menschen ihre Rücklagen lassen: Der Landtag in Kiel debattiert darüber, wie teuer die Sozialbestattung sein darf

Immer mehr Menschen sterben ohne Verwandte und die Pflegekosten haben die Ersparnisse verschlungen – wartet auf sie nur das Armengrab? Seit 2004 gelten Rücklagen für die Beerdigung nicht mehr als Schonvermögen. Die Folge: Die Sozialämter müssen die Kosten für die Beerdigung tragen, und das heißt oft Urne statt Holz-Sarg. Am Freitag debattierte der Kieler Landtag über das Thema – Schleswig-Holsteins Regierung hatte dazu auf Antrag der SPD-Abgeordneten Jutta Schümann einen Bericht vorgelegt.

Einig waren sich alle Fraktionen, dass eine Sozialbestattung kein Armenbegräbnis sein dürfe. Aber wie viel ist angemessen? „Das statistische Landesamt weist nur die Gesamtausgaben aus. Durchschnittskosten? Fehlanzeige!“, klagte die Grüne Angelika Birk. Dennoch: Die Regierung nennt 3.000 Euro als Preis für eine Sozialbestattung. Diese Summe als Schonvermögen zu behalten, wäre wünschenswert, sagte der SSW-Abgeordnete Lars Harms. Dies sind allerdings Entscheidungen, die auf Bundesebene fallen müssten.

Schümann wies darauf hin, dass Schleswig-Holstein sich im Bundesrat für eine Lösung einsetzt. Außerdem habe Sozialministerin Gitta Trauernicht (SPD) vorgeschlagen, dass die Sozialämter in Zweifelsfällen erst die Kosten übernehmen und dann versuchen, das Geld einzutreiben – zurzeit liegen die Toten im wahrsten Sinne des Wortes auf Eis, während sich Amt und Familie um die Kosten streiten. Im Kieler Rathaus hatte die SPD bereits im Februar beantragt, das örtliche Sozialamt möge Spielräume „bürgerfreundlich auslegen“. Weiter beraten wird nun im Sozialausschuss: „Ich wünsche mir einen Antrag aller Fraktion“, sagte Torsten Geerdts (CDU). „Und den bekommen wir hin.“

Im nahen Hamburg klappte das übrigens nicht: Dort hatte die grüne Sozialpolitikerin Martina Gregersen beantragt, dass den Alten das Geld für eine würdige Bestattung gelassen wird. Obwohl ihr vorher Mitglieder anderer Parteien – darunter der CDU – Unterstützung versprochen hatten, lehnte der Sozialausschuss den Antrag im vergangenen Oktober ab. EST