Khmer-Chef stur

Anwalt Vergès zeigt einen seiner berüchtigten Auftritte

PNOM PENH dpa ■ Der als Anwalt von Terroristen, Massenmördern und Kriegsverbrechern bekannte Franzose Jacques Vergès hat in Kambodscha eine Anhörung vor dem Völkermordtribunal platzen lassen. Verhandelt werden sollte dort am Mittwoch ein Antrag auf Haftverschonung für den früheren Staatschef der Roten Khmer, Khieu Samphan (76), der dabei erstmals vor Gericht auftrat. Während der Schreckensherrschaft der Roten Khmer kamen von 1975 bis 1979 rund 2 Millionen Menschen ums Leben, viele durch Hungersnot und Krankheiten, andere durch Folter und Hinrichtung.

Weil Vergès als Anwalt von Khieu die Kooperation verweigerte, musste die Anhörung verschoben werden. Das Tribunal verwarnte den 83-jährigen Vergès, teilte ein Sprecher mit. „Ich bin mit diesem Gericht nicht zufrieden“, kommentierte Vergès. „Es gibt 16.000 Seiten Beweismaterial, und nicht eine einzige ist auf Französisch übersetzt. Dieses Gericht blickt auf die französische Sprache herab. Ich beschwere mich bei den Vereinten Nationen.“ Dagegen teilte das Tribunal mit, alle für die Anhörung erforderlichen Papiere lägen auf Französisch vor. Vergès, der Khieu in den 50er-Jahren als Student in Paris kennen lernte, habe in seinen Anträgen nie derartige Einwände erhoben. Wegen des Auftritts des schillernden Anwalts trat der eigentliche Fall fast in den Hintergrund. Vergès hatte unter anderem den Naziverbrecher Klaus Barbie verteidigt.

Khieu ist wie vier weitere überlebende Khmer-Führungsfiguren wegen Verbrechen gegen die Menschlichkeit angeklagt. Er wurde im November festgenommen. Er wollte bis zu Beginn des Prozesses auf freien Fuß gesetzt werden. Die Clique um den 1998 gestorbenen Pol Pot wollte einen maoistischen Bauernstaat schaffen. Khieu argumentiert, dass er als Staatschef von den Machenschaften der unteren Schergen nichts wusste.