Die echten Dinos

Im Naturkundemuseum

Unser privates Projekt „Lerne deine Stadt kennen“ ist gestartet: Wir waren im Museum für Naturkunde und haben die klapprigen Saurier und ausgestopften Paarhufer bestaunt. Im Dinosaal wimmelt es vor Besuchern unter einem Meter zehn, allesamt ambitionierte Fotografen. „Guck mal, Mama. Ich hab den ganz Großen fotografiert! Seinen Fuß!“ Die Mutter bestaunt die Dinozehen auf dem Display. „Mach mal noch eins vom Schwanz. Das schicken wir dann Oma.“

Jeder zweite Besucher bleibt vor einem winzigen Tier stehen, das Urpferd heißt. Es sieht aus, als sei es seines Schöpfers allererster und nicht für die Öffentlichkeit bestimmter Entwurf für etwas Großartiges – Fury vielleicht. Wir schlendern gemeinsam daran vorbei, müssen uns aber bald trennen: Denn während mein Begleiter vor jedem Tier, das klein und weich aussieht, verweilen kann, zieht es mich zu allem, was groß und dick ist. Bevor ich entscheiden kann, ob unsere animalischen Vorlieben irgendeine Aussagekraft haben, werde ich abgelenkt, weil eine Reihe unglaublich riesiger Zähne meine ganze Aufmerksamkeit verlangt.

Meinen Begleiter finde ich im Museumsshop wieder. Ein Junge mit zwischen den Zähnen geklemmtem Gummisaurier versperrt mir den Weg. „Frrrrrh, frrrrh“, faucht der Junge mit einem Zahnlückengrinsen, das ihn fast sympathisch macht. „Frrrrrrrrrh“, macht er wieder und hält mir den Saurier drohend wie ein Kruzifix entgegen. „Sei ruhig“, höre ich eine Mädchenstimme. Ihr resoluter Klang deutet darauf hin, dass es sich um die Schwester des Saurierbesessenen handelt. „Dinos fauchen nicht. Die bellen“, klärt sie ihn auf. „Aber woher sollst du das wissen. Du hast die echten Dinos ja nie kennen gelernt.“ LENA HACH