Uranmüll auf der Schiene

Das Unternehmen Urenco verschickt dritte Uranlieferung seit Jahresbeginn. Aktivisten befürchten mehr Transporte

DORTMUND taz ■ Erneut rollt eine Uranlieferung durch Deutschland. Am Mittwochabend startete ein Zug mit knapp 930 Tonnen abgereichertem Uranhexafluorid (UF6) vom Gelände der Anreicherungsanlage im westfälischen Gronau in Richtung Niederlande. Von Rotterdam aus sollen die 75 Behälter ins russische St. Petersburg verschifft werden. Es ist bereits der dritte Transport in diesem Jahr. Atomkraftgegner befürchten eine weitere Zunahme von Transporten in diesem Jahr.

„Wir rechnen damit, dass der nächste Zug schon im Mai rollen wird“, sagt Matthias Eickhoff, Sprecher einer lokalen Antiatominitiative. Grund für die offenbar zunehmenden Mengen von abgereichertem UF6 – im vergangenen Jahr wurden insgesamt vier bis fünf Zugladungen verschickt – könnten die steigenden Produktionszahlen der Anreicherungsanlage sein. Die gehört zum international tätigen Konzern Urenco, der nach eigenen Angaben einen globalen Marktanteil von 23 Prozent der Urananreicherung hält. In Gronau wird derzeit die Anlage erweitert, sodass in Zukunft mehr Atomkraftwerke mit Brennmaterial versorgt werden können.

Bei der Anreicherung entstehen große Mengen an unbrauchbarem UF6, das einen geringen Isotopenanteil hat. Laut Urenco wird das hochgiftige Material in Russland wieder auf ein natürliches Niveau angereichert, um es, zum Beispiel in Gronau, wiederverwerten zu können. Umweltschützer sprechen hingegen von einem für Unenco günstigen Endlager, das jedoch die Wälder gefährdet. Die Verträge des Unternehmens mit dem russischen Uranlieferanten Tenex laufen Ende kommenden Jahres aus. Laut einem Urenco-Sprecher „ist eine Verlängerung momentan kein Thema.“ MORITZ SCHRÖDER