streiktagebuch
: „Sauer auf Ver.di und Sarrazin“

Sabine Bulla fährt seit 21 Jahren Bus bei der BVG. Sie rechnet mit einem neuen Streik ab heute.

„Am Montag war mein freier Tag, gerade bin ich mit meiner Tochter unterwegs. Ich denke schon, dass am Dienstag wieder gestreikt wird. Aber ich warte trotzdem erst mal ab – den endgültigen Stand erfahre ich hoffentlich noch.

Die Kollegen sind ziemlich sauer auf Sarrazin und auch auf Ver.di: Die haben sich 2005 doch über den Tisch ziehen lassen und total gepennt. Viele Kollegen drohen inzwischen mit dem Austritt aus der Gewerkschaft. Das ist ein wirksames Druckmittel, denn Ver.di braucht die Mitgliedsbeiträge. Trotzdem glaube ich nicht, dass ein Streik wirklich etwas bringt – nicht, solange das so eine Einzelaktion ist. Mit anderen zusammen, wie der BSR, hätte es was bringen können …

Das bisherige Angebot der Arbeitgeber ist doch für die Katz. Die gebotene Pauschalsumme entspricht ja überhaupt nicht der geforderten Gehaltserhöhung von 3 bis 9 Prozent.

Die Fahrgäste waren bisher gelassen: Über einen neuen Streik haben die eher geflachst. Zwei ältere Damen meinten zu mir, wenn wegen dem Streik ihre Schuhsohlen runtergelaufen sind, schicken sie die Rechnung einfach an die BVG. Darüber haben wir gelacht.

Wenn am Dienstag gestreikt wird, glaube ich nicht, dass ein Notbussystem gesichert wäre – es dauert 24 Stunden, das zu organisieren. Ich habe nicht mitbekommen, dass da Vorbereitungen laufen würden.“

PROTOKOLL: KATHARINA BUESS

Die taz begleitet Sabine Bulla durch den BVG-Streik.