Der Mittelmeerraum trocknet aus

Ein Klimaatlas zeigt für Europa einen deutlichen Trend zur Zunahme der Extreme bei Hitze und Niederschlägen

HAMBURG taz ■ In Europa lässt sich für die vergangenen 100, insbesondere aber 50 Jahre ein deutlicher Klimawandel feststellen. Das zeigt ein Klimatrend-Atlas, den Christian Schönwiese, emeritierter Professor der Universität Frankfurt am Main, auf einem Extremwetter-Kongress in Hamburg vorstellte. Noch bis Freitag erörtern Experten dort den Klimawandel sowie Gestalt und Vorhersagbarkeit von Stürmen, Fluten und Gewittern.

Wenn Klimaforscher ihre Rechenmodelle testen wollen, schauen sie auf die Vergangenheit. Sie füttern ihre Computer mit den Parametern der vergangenen Jahrhunderte und überprüfen, ob ihre Programme das Klima korrekt vorhersagen würden. Die entsprechenden Datenreihen stammen aus hunderten von Messstationen. Entsprechend aufbereitet, liefern sie ein deutliches Bild davon, wie sich das Klima in der Vergangenheit entwickelt hat. Ein Diplomand Schönwieses hat sie zu einem Atlas verarbeitet, der ab April im Internet einzusehen ist: www.geo.uni-frankfurt.de/iau/klima/berichte.html. Von 1951 bis 2000 sei es in fast ganz Europa wärmer geworden. Ausnahmen bildeten lediglich der äußerste Nordwesten und der Südosten. Je nach Region sei die Temperatur zwischen wenigen Zehntel- und bis zu 2 Grad Celsius gestiegen.

Die höchste Zunahme gebe es mit 3 Grad im Winter in Nordskandinavien und 2 Grad im Sommer in Südfrankreich. In Deutschland sei es durchschnittlich um 1 Grad wärmer geworden. Der globale Temperaturdurchschnitt legte um 0,6 Prozent zu.

„Sicherlich gehen diese Erwärmungstrends mit häufigeren und intensiveren Extremereignissen Hand in Hand“, sagte Schönwiese. Insbesondere sei mit Hitzesommern zu rechnen.

Die Karten zum Niederschlag sind komplizierter. Im Sommer hat es in West- und Mitteleuropa flächendeckend immer weniger geregnet. In Spanien gibt es in manchen Regionen 40 Prozent weniger Niederschläge als vor 50 Jahren. Im Winter schneit und regnet es nördlich einer Linie von den Pyrenäen über die Alpen nach Moskau heute mehr – in Skandinavien bis zu 40 Prozent. Südlich der Linie gingen die Niederschläge zurück, im Mittelmeerraum um rund die Hälfte. So können die Mittelmeerländer immer weniger für die immer trockener werdenden Sommer vorsorgen. Schönwiese: „Da es wahrscheinlich ist, dass sich die Niederschlagtrends fortsetzen, ist mit drastischen Folgen zu rechnen.“ GERNOT KNÖDLER