Aus für Freiwilliges Kulturjahr

Bisher konnten junge Menschen auch in Bremen ein Jahr für ein Taschengeld in Kultureinrichtungen arbeiten. Jetzt streicht der Kultursenator den Zuschuss von 250 Euro für die elf Plätze

Eva-Maria Arndt: „Die FSJKlerinnen sind außergewöhnlich hoch motiviert“

von Eiken Bruhn

Der Kultursenator stellt die Förderung von 33.000 Euro für das freiwillige soziale Jahr in der Kultur (FSJK) ein. „Wir bedauern das sehr“, sagte gestern der Sprecher des Kultursenators, Heiner Stahn, „sehen derzeit aber keine andere Möglichkeit“. Der Wettmittel-Topf, aus dem die elf Stellen bisher bezahlt worden seien, sei von einer Million Euro auf 600.000 Euro gesunken. Vorrang hätte Stahn zufolge jetzt die direkte Förderung von Bremer Kulturprojekten.

Seit 2004 fördert Bremen die Beschäftigung junger Menschen zwischen 16 und 27 Jahren in Kultureinrichtungen nach dem Bundesprogramm des FSJK. Ein Platz hat bisher 615 Euro im Monat gekostet. Darin enthalten ist ein Taschengeld von 280 Euro, Sozialversicherungsbeiträgen und 215 Euro für den Träger, der das FSJK koordiniert und die 25 Weiterbildungstage organisiert. Viele der Bremer Kultureinrichtungen konnten sich die Beschäftigung eines FSKJlers nur leisten, weil der Kultursenator 250 Euro pro Person und Monat dazu geschossen hat.„Ohne die geht es nicht“, sagte gestern Eva-Maria Arndt vom Bürgerhaus Hemelingen, „wir sind jetzt schon über der Grenze dessen, was wir uns leisten können“. Arndt hatte gehofft, zum 1. September dieses Jahres ihre dritte FSKJlerIn begrüßen zu können. „Die sind hoch motiviert“, sagt die pädagogische Mitarbeiterin, „so etwas habe ich noch nie erlebt“. Profitieren würden beide Seiten, sagt Arndt, „für uns ist es wichtig, Input von jungen Leuten zu bekommen, und wir können ihnen bei der Berufsorientierung helfen“. Das bestätigt Edna Lüttmann, die derzeit im Bürgerhaus in die Kulturarbeit hineinschnuppert. „Ich weiß jetzt, dass ich Kulturarbeit machen möchte, am liebsten in Projekten mit Kindern.“ Den krönenden Abschluss ihres Kulturjahres soll die Aufführung des Lindgren-Buchs „Die Brüder Löwenherz“ mit acht- bis 13-jährigen Kindern sein. Als sehr hilfreich hat die 20-Jährige auch die Seminare erlebt, die der Verein Landesvereinigung Kulturelle Jugendbildung Niedersachsen (LKJN) angeboten hat. Der Verein betreut 130 FSJK-Stellen in den vier norddeutschen Bundesländern, davon acht in Bremen. Bis gestern hatte die LKJN gehofft, den Bremern auch in diesem Jahr BewerberInnen schicken zu können.

Theoretisch wäre es möglich, dass die Kulturvereine ein FSJK für Zivildienstleistende anbieten, in diesem Fall würde der Bund etwa die Hälfte der Kosten übernehmen. Rebecca Hohmann vom Moks-Theater, das in diesem Jahr einen Kultur-Zivi beschäftigt, hält eine solche Lösung für diskriminierend. „Dann hätten Frauen keine Chance mehr, das ist ungerecht.“ Die Bürgerhaus-Mitarbeiterin Arndt sieht noch ein anderes Problem: „So viele Zivis, die das machen wollen, gibt es gar nicht.“ In ihrem Haus sei eine von zwei Zivis-Stellen unbesetzt, außerdem wolle sie niemand, der einfach sein Pflichtjahr absitzt. „Wir geben hier gezielt jungen Frauen die Möglichkeit, einen Kulturbetrieb kennen zu lernen.“ InteressentInnen für das FSJK gibt es mehr als genug: Auf jeden Platz kommen sieben BewerberInnen. Dass doch Plätze gefördert werden können, ist unwahrscheinlich. Kultur-Sprecher Stahn verwies gestern auf die vage Hoffnung, eine Förderung über Sponsoren auf die Beine zu stellen.

Das freiwillige Kultur-Jahr soll analog zum Freiwilligen Sozialen und zum Freiwilligen Ökologischen Jahr gemeinschaftliches Engagement fördern und identitätsstiftend wirken.