„Den Hörer ins Stadion versetzen“

Sofern er kein Pay-TV empfängt, bleibt für den Werder-Bremen-Fan heute die Mattscheibe schwarz. Dafür sind Radio Bremen und Antenne Niedersachsen mit je zwei Reportern beim Uefa-Cup in Glasgow dabei. Was erwartet die Hörer?

HENRY VOGT, 51, ist stellvertretender Sportchef bei Radio Bremen. Vom Torschreiiiiii im Weserstadion kann er nicht genug kriegen. MORITZ CASSALETTE, 24, ist Werder-Reporter bei Hitradio Antenne Niedersachsen. Seit 2006 hat er kein Heimspiel verpasst.

taz: Herr Vogt, Herr Cassalette – was macht für Sie eine gute Radio-Reportage aus?

Henry Vogt: Meine Aufgabe ist es, das Bild vor Ort nach Bremen zu transportieren: das Spielgeschehen, die Atmosphäre, die Gesänge, das Flair im Ibrox-Park. Da die Leute nichts sehen, sind wir ihr Auge. Sie sollen das Gefühl bekommen, im Stadion zu sitzen.

Moritz Cassalette: Es ist sehr wichtig, dass man die Emotionen rüberbringt. Das ist die Kunst im Radio: dem Hörer zu vermitteln, was gerade geht. Dies ist nicht leicht, aber für mich der Reiz daran, den Hörer ein bisschen ins Stadion rein zu versetzen.

Wie viel Sendezeit haben Sie heute Abend?

Vogt: Unsere Sondersendung geht von 20 bis 24 Uhr. Bis 21 Uhr wird es in der Vorbereitung zwei Liveschalten nach Glasgow geben. Daneben gibt es auch Schalten zu Anderlecht-Bayern. Ab 21 Uhr rollt der Ball im Ibrox-Park. Da können Sie sicher sein, dass die Zuhörer 90 Minuten nichts anderes mehr hören. Hinterher gibt es Analysen und Interviews.

Cassalette: Wir senden ab 19.55 Uhr vier Stunden live aus Bremen im Studio. Bis 21 Uhr gibt es Vorberichte aus Glasgow. Pünktlich zum Anpfiff kommt der Bericht live aus dem Stadion, die kompletten 90 Minuten am Stück.

Wie objektiv müssen Sie sein?

Vogt: So objektiv wie es mir möglich ist. Macht Werder ein schlechtes Spiel, werde ich es benennen. Es wird keine Schönfärberei geben.

Cassalette: Wir sind absolut pro Werder und werden auch jubeln, wenn Werder ein Tor schießt.

Wie viel Prozent Ihres Herzens sind grün-weiß?

Vogt: Es ist in erster Linie meine Aufgabe, das Geschehen so neutral wie möglich zu vermitteln. Aber als Bremer bin ich sicher nicht traurig, wenn Werder gewinnt.

Cassalette: 100 Prozent, absolut und schon immer. Es gab noch nie etwas Anderes. Als gebürtiger Bremer ist es auch nicht schwer, mit dem Virus Werder infiziert zu werden.

Was war bisher der schönste Torschrei in Ihrem Leben?

Vogt: Der beim Volleylupfer von Micoud zum 2 : 0 bei Bayern München 2004. Am Ende stand es 3:1 und Werder war Meister.

Cassalette: Der 2 : 1-Siegtreffer von Miro Klose in Hamburg am letzten Spieltag der Saison 2005/2006. Dadurch ist Werder noch am HSV vorbei gezogen und wurde am Ende Zweiter. INTERVIEW: FELIX GABER

Radio Bremen sendet in Bremen über die Frequenz 93,8 MHz, Hit-Radio Antenne Niedersachsen über 104,8 MHz. Zudem gibt es einen Livestream unter www.radiobremen.de und www.antenne.com.