Kosovo zweigleisig

Belgrad übernimmt Eisenbahn im Norden Kosovos. Aktion „Kauft nicht bei Albanern“ im Norden Serbiens

BELGRAD dpa ■ Serbiens Regierung hat die Eisenbahn im Norden des Kosovos übernommen und damit einen weiteren Schritt zur Teilung des erst seit kurzem unabhängigen Staates unternommen. Es handele sich um eine 60 Kilometer lange Bahnstrecke von Serbien in das fast nur von Serben bewohnte Nordkosovo, teilte der Sprecher des serbischen Regierungschefs Vojislav Koštunica, Branislav Ristivojević, am Montag mit. Fünfzig serbische Eisenbahner, die bisher aus Kosovos Hauptstadt Priština bezahlt wurden, hätten die Bahnbehörde verlassen und seien in den Dienst der staatlichen serbischen Eisenbahn getreten.

Die UN-Mission Unmik äußerte sich zunächst nicht zu der einseitigen Aktion. Sie hatte zuvor aber alle albanischen Polizisten und Zöllner aus dem Norden abgezogen und ihren Mitarbeitern verboten, in die von Serben besiedelten Gebiete zu reisen. Auch die EU hatte die Vorbereitungen zur Stationierung von 1.900 Experten zur Aufbauhilfe im Norden gestoppt.

In der serbischen Stadt Sombor, 160 Kilometer nordwestlich von Belgrad im Grenzgebiet zu Ungarn und Kroatien, verteilten Nationalisten auch gestern wieder kostenlos Brot und Gebäck vor albanischen Bäckereien. Sie wollen damit den albanischen Besitzern geschäftlich Schaden zufügen. „Kauft nicht in deren Bäckereien“, hieß es auf Flugblättern. Bürgermeister Jovan Slavković verurteilte die Aktion.

Ein enger Verbündeter des serbischen Regierungschefs Koštunica warf diesem vor, das Land in den Abgrund zu führen. Die Politik Koštunicas „führt geradewegs ins Verderben“, sagte Dragan Marković Palma der Belgrader Zeitung Press. Der nationalistische Politiker ist Juniorpartner in der Regierung.