berliner szenen Rauf und runter

Fontanepromenade

Dass die Rasenflächen vor den Häusern peinlich genau gemäht sind, wäre eine Übertreibung. Aber nur eine kleine. Ein wenig scheint der preußische Geist des Namensgebers Theodor Fontane tatsächlich Einzug gehalten zu haben in diese Straße, die auf die vornehme Bezeichnung Promenade hört. Das verdankt sie nicht nur ihren herrschaftlichen Häusern nebst der säuberlich umzäunten Vorrasenflächen, sondern vor allem dem von Bäumen gesäumten Weg, der in der Mitte der Straße verläuft, der Promenade eben.

Um diese frühe Jahres- und Tageszeit hält man nach Boule-Spielern vergeblich Ausschau. Dafür schieben zwei Mütter ihre Kinderwagen durch die Kälte über den Mittelstreifen, der hier also Promenade heißt. Hinauf und wieder hinunter. Wieder rauf. Und dann wieder runter. Hundehaufen sind nicht zu umkurven. Eine in munteren Farben getünchte Neubaukita nimmt fast die Hälfte der einen Straßenseite ein und signalisiert den Schiebenden und ihren frierenden Füßen: „Alles wird gut.“

Das Ungewöhnliche an diesem Promenadenumstand ist, dass er sich nicht in Zehlendorf befindet, sondern zwischen Südstern und Urbanstraße. Kaum einer kennt ihn, weil man für diesen Weg normalerweise die benachbarte Körtestraße benutzt. Die Verkehrsplanung tut das ihrige, damit es auch so bleibt. Auf der einen Seite schirmen Poller gegen unliebsame Besucher ab. Und der Weg über den Südstern ist so verwinkelt, das sich nur selten ein anwohnerfremdes Auto hierher verirren wird. Selbst der passionierte Kreuzberg-Kenner muss beim Anblick dieser schmucken Wohnidylle ins Zweifeln geraten. Aber so ein Stadtteil ist eben, wie sagt man gleich, ein weites Feld. Ach ja.

WIEBKE POROMBKA