Fader Grundgeschmack

betr.: „Hommage à Malewitsch“ (Ritter-Sport-Schokolade), taz Magazin vom 23. 2. 08

Die drei Seiten über die „soziale Kapitalistin“ und Ritter-Sport-Erbin Marli Hoppe-Ritter sind eine arge Zumutung für Lesende, die seit Jahren fair produzierte Bio-Schokolade in nicht quadratischer Form genießen. Auch wenn einige kritische Zwischentöne vorhanden sind, so wird nicht gesagt, dass das Modell Ritter Sport eben nicht auf Fair beruht, sondern auch nach 17 Jahren Bemühungen um fair produzierte Kakaobohnen noch immer nicht eine einzige Sorte mit 100 % fair gehandelten Bohnen produziert und vertreibt. Eine Be- oder Verurteilung dieser wohl ökologisch und sozial bemühten Firma möchte ich mir nicht anmaßen. Doch als kritischer Konsument bleibt trotz Museum und Erfolgszulagen für die Mitarbeiter für mich ein fader Grundgeschmack: Das Geschäftsmodell beruht seit Jahrzehnten auf unfair produzierten und gehandelten Grundstoffen. Auch wenn dies (fast) alle Giganten der Branche seit Jahrzehnten als einzige und unvermeidliche Möglichkeit des harten Wettbewerbs in Kauf nehmen und die Ausbeutung durch Image-Kampagnen zu kaschieren suchen, so erwarte ich von der taz kritische Berichterstattung und keine verbrämte Hudelei. JEAN URBAN ANDRES, Föhren