An dieser Stelle empfiehlt Till Ehrlich einmal im Monat einen Wein
: ROT

2005 „Cuvée C“, Rotwein trocken, Weingut Burgunderhof – Pfannebecker, Rheinhessen, 5 Euro ab Weingut

Wein erlebt gerade eine Hochzeit, vermählt sich mit den Massen, wird sogar auf Rockkonzerten im Plastikbecher gefeiert. Der Weinbranche geht es gut, man kann nach langer Malaise sogar in Deutschland wieder mit einem Weingut Geld verdienen. Doch bekanntlich gibt es keinen echten Rausch ohne fiesen Kater. Der droht durch die Renaissance der Religionen und anderer Moralinstanzen jeglicher Couleur, die wieder mal Auftrieb bekommt. Darunter sind weiß Gott nicht nur islamische, sondern auch christliche und atheistische Eiferer. Sie alle entdecken wieder einen uralten Lieblingsfeind, Teufel Alkohol. Und fordern: verbieten. Infolgedessen geht es mal wieder um Kontrolle, Normen und strengere Gesetze. Sind die Weinliebhaber, wie heute die Raucher, die Geächteten von morgen?

Kürzlich geriet eine Verbraucherjournalistin in ein fürchterliches Gemetzel. Die freie Journalistin hatte es gewagt, bei Welt Online am Mythos Bordeaux zu kratzen. Daraufhin bekam sie es mit einem kommerziellen Weinblog zu tun und mit einer Horde alter Hasen, die ihr die Zahlen um die Ohren knallten, dass der Server nur so krachte. Zwar waren alle Zahlen dubios, weil sie von Marketingverbänden stammten, doch das spielte dann schon keine Rolle mehr. Die Kollegin ist in der Szene als flammende Alkoholgegnerin bekannt. Und wenn Moralisten aufeinanderprallen, gibt es bekanntlich Krieg.

Die Diskussion geht allerdings völlig am Thema vorbei, weil der Weingenuss in den Bereich differenzierter Geschmacksbildung gehört. Da Geschmacksfragen sowieso nur innerhalb ethischer Verhältnismäßigkeiten angesiedelt sind, geht es auch beim Weingenuss nicht primär um den Alkoholkonsum.

Viel wichtiger ist die differenzierte Erforschung des ganzen Spektrums. Selbst in der Kategorie der einfachen Weine gibt es beträchtliche Unterschiede, was die „Cuvée C“ vom Burgunderhof zeigt. Sie ist ein tiefroter, ziemlich wuchtiger Roter, der aus den Bordeauxsorten Cabernet Sauvignon und Merlot gekeltert wurde. Gewachsen sind die Trauben in einem Weinberg bei Worms. Gemacht hat den süffigen Rotwein ein 24-jähriger Winzer, Max Pfannebecker. Sein kraftvoller Wein schmeckt fruchtbetont beerig und zugleich angenehm frisch. Ein im besten Sinne einfacher Wein.

Bezug: Sechserkarton für 35 Euro inkl. Porto und Versand, Zwölferkarton für 67 Euro. Weingut Burgunderhof – Pfannebecker, Zum Neusatz 14, 67551 Worms, Fax (0 62 47) 90 52 87, Fon (0 62 47) 2 86, E-Mail: burgunderhof@gmx.net