Kosovo vor der Unabhängigkeit

PRISHTINA/BELGRAD/MOSKAU/NEW YORK dpa/afp/ap ■ Am Sonntag um 17 Uhr könnte es so weit sein: Kosovo, die abtrünnige serbische Provinz, ruft die Unabhängigkeit aus. Nach einer Pressekonferenz des gewählten kosovarischen Regierungschefs Hashim Thaci am Freitagmittag blieb der genaue Zeitpunkt weiter offen, aber der Termin zirkuliert bereits.

Die erwartete Unabhängigkeitserklärung ist umstritten. Die USA und die meisten Mitglieder der EU unterstützen die Kosovo-Albaner und haben angekündigt, den neuen Staat aus der Erbmasse Jugoslawiens umgehend anzuerkennen. Der serbische Präsident Boris Tadić erklärte bei seiner Vereidigung für eine zweite Amtszeit am Freitag, er werde „den Kampf für unser Kosovo niemals aufgeben“. An den Weltsicherheitsrat appellierte die Regierung in Belgrad auf einer Dringlichkeitssitzung am Donnerstag, die Unabhängigkeitserklärung abzulehnen. Ein Einsatz des serbischen Militärs sei aber ausgeschlossen, betonte Außenminister Vuk Jeremić in der nichtöffentlichen Sitzung.

Die staatliche serbische Nachrichtenagentur Tanjug meldete, die serbischen Botschafter in Deutschland, Frankreich und Großbritannien würden ihren Posten unter Protest verlassen, sollten diese Staaten die Unabhängigkeit des Kosovo am Montag anerkennen. Zudem wird damit gerechnet, dass Serbien Kosovo den Strom abdreht.

Russland könnte mit der Anerkennung abtrünniger Teile Georgiens als eigene Staaten antworten. „Die Erklärung und Anerkennung der Unabhängigkeit des Kosovo wird Russland dazu zwingen, seine Strategie bei Abchasien und Süd-Ossetien anzupassen“, zitierte die Nachrichtenagentur Interfax am Freitag das Außenministerium in Moskau.