Der Rückkehrer

Die Regenwürmer am Hamburger Millerntor sollten sich schon einmal nach kugelsicheren Westen umschauen. Sonst könnte bald ihr letztes Stündlein schlagen: Helmut Schulte soll vor einer Rückkehr zum Fußball-Zweitligisten St.Pauli stehen. Es wäre das dritte Mal, dass er dort anheuern würde. „Auf diesem Acker leben mehr als eine Milliarde Regenwürmer. Wenn nicht bald etwas passiert, werde ich sie alle höchstpersönlich erschießen“, hat Schulte einmal gesagt.

Als Biologie- und Sportlehrer weiß er, wovon er spricht. Allerdings soll Schulte nicht neuer Greenkeeper werden, sondern Sportdirektor. Zum 1. April soll er Sport- und Teamchef Holger Stanislawski, der gerade seinen Trainerlehrgang zur A-Lizenz absolviert hat, entlasten. „Er ist der Kandidat, auf den wir uns festgelegt haben. Es wurde aber noch nicht über Zahlen und Laufzeit verhandelt“, sagte St. Paulis Pressesprecher Christian Bönig.

In den 80er Jahren erlangte Schulte Kultstatus bei St. Pauli. 1984 fing er durch eine Arbeitsbeschaffungsmaßnahme als Jugendtrainer an und wurde bald darauf Co-Trainer. Im November 1988 stieg er fast über Nacht zum Chefcoach des damaligen Zweitligisten auf, nachdem Vorgänger Willi Reimann beim Lokalrivalen HSV anheuerte. Ein Jahr später führte Schulte St. Pauli in die erste Liga, bevor er im Februar 1991 entlassen wurde. 1996 kehrte er als Manager zurück und blieb fast zwei Jahre.

Jetzt wäre der 50-Jährige wieder frei, um einen dritten Anlauf bei St. Pauli zu machen. Sein Vertrag als Leiter der Jugend-Abteilung beim Bundesligisten FC Schalke 04, wo er zehn Jahre arbeitete, wurde in gegenseitigem Einvernehmen zum 1. März aufgelöst.

Dabei hat Schulte Glück, dass er überhaupt noch für den FC St. Pauli zur Verfügung stehen kann: Als im Januar 2007 der Orkan „Kyrill“ tobte, krachte in Essen eine kräftige Buche auf sein Autodach, wobei sich Schulte den zweiten Halswirbel brach. Künstliches Koma, mehrere Operationen und anstrengende Reha-Maßnahmen waren die Folgen. Seitdem habe sich in seinem Leben einiges geändert, sagt Schulte. „Das Gefühl, dass es von heute auf morgen zu Ende sein kann, ist eine Chance. Etwas, das mich stärker gemacht hat.“ Und von dieser Stärke könnte künftig auch der FC St. Pauli profitieren. FELIX GABER

HELMUT SCHULTE, 50, hat als ehemaliger Coach und Manager am Millerntor bei St. Pauli schon Kultstatus. Nun soll der zweifache Vater nach knapp zehn Jahren Abstinenz zurückkommen. Diesmal allerdings in anderer Funktion – als Sportdirektor  FOTO: DPA