Probleme mit Riesenrutschen

Airbus muss Notrutschen beim A 380 nach jeweils 70 Flügen austauschen. Chemische Treibsätze, die die Rutschen im Notfall aufblasen, zersetzen sich mit der Zeit. Airbus spricht von „Kinderkrankheit“, die man in den Griff bekomme

Beim Riesen-Airbus A 380 gibt es offenbar technische Probleme. Wie das Online-Magazin stern.de am Wochenende unter Berufung auf Airbus-Kunden berichtete, müssen sämtliche Notrutschen der Maschinen „nach wenigen Flügen“ überholt werden. Grund dafür sei, dass sich die chemischen Treibladungen, die die aufblasbaren Rutschen im Notfall in wenigen Sekunden füllen sollen, mit der Zeit von selbst zersetzten und dann nicht mehr einsetzbar seien.

Hersteller der Rutschen ist der US-Konzern BF Goodrich. Eine Airbus-Sprecherin hat dem Online-Medium zufolge die Rutschen-Probleme bestätigt.

Der neu entwickelte A 380 ist das erste Flugzeug mit zwei durchgehenden Passagierdecks und darf maximal 853 Passagiere befördern. Im Langstreckenbetrieb wird sie bei Kunden wie Lufthansa, Air France, Emirates oder British Airways aber nur mit rund 500 Sitzen eingesetzt. Im Notfall müssen die Passagiere in 90 Sekunden über 16 Rutschen evakuiert werden können. Ohne funktionierende Rutschen ist der Flugbetrieb nicht erlaubt.

Bei einer Landung im Wasser dienen die Rutschen gleichzeitig als Floße. Wegen ihrer großen Ausmaße – einige der Rutschen sind rund 20 Meter lang – werden sie dem Bericht zufolge nicht, wie bei kleineren Flugzeugen üblich, mit Pressluft aufgeblasen, sondern mit chemischen Treibsätzen. Diese vom Auto-Airbag bekannte, aber für Flugzeuge ganz neue Technologie bereitet nun unerwartete Probleme. Um die sich auflösenden und damit unbrauchbar werdenden Treibladungen auszutauschen, müssten die gesamten Rutschen immer wieder ausgebaut und ausgepackt werden, was ein aufwändiger Prozess sei, schreibt stern.de.

Airbus-Sprecherin Barbara Kracht bestätigte, dass die Treibsätze derzeit alle 70 Flüge ausgetauscht werden müssten. Bisher sind erst zwei Flugzeuge bei der Singapore-Airlines im Einsatz. Da diese täglich zweimal fliegen, heißt dies, dass einmal im Monat bei einer Maschine ein Rutschenwechsel ansteht.

„Die Flugsicherheit ist aber immer gewährleistet“, sagte Kracht. Bis zum Sommer werde man die Austausch-Frist verlängern können, im nächsten Jahr habe man dann eine endgültige Lösung des Problems. „Bei jedem neuen Flugzeug gibt es kleine Kinderkrankheiten“, so die Sprecherin. „Bisher ist die Bilanz des A 380 dabei sogar ausgesprochen gut“. Bis Jahresende sollen nach heutigen Stand noch elf weitere Maschinen ausgeliefert werden. TAZ / DPA