Verhüten trotz Stillen? Aber sicher!

Welche Verhütung nach einer Geburt passt, hängt vom Zeitpunkt ab. Stillen schützt nicht vor Schwangerschaft

Stillen schützt vor Schwangerschaft – diese Ansicht hält sich hartnäckig. Doch sie stimmt nicht. Es ist lediglich unwahrscheinlicher, dass eine stillende Frau schwanger wird. Der Grund dafür ist, dass der Körper der Mutter beim Stillen das Hormon Prolaktin produziert. Das verhindert unter anderem, dass Eizellen heranreifen und ein Eisprung stattfindet. Voraussetzung ist aber, dass eine Frau sich ihr Baby fünf- bis sechsmal am Tag zur Brust nimmt. Schon bei Stillpausen ab vier Stunden kann der Prolaktinspiegel so weit sinken, dass ein Eisprung möglich und die Frau fruchtbar ist.

Es ist gar nicht so einfach, ein geeignetes Verhütungsmittel für die Zeit nach einer Geburt zu finden. Auf das Messen der Morgentemperatur ist kein Verlass, auch wenn die Periode wieder regelmäßig kommt – zu groß sind noch die hormonellen Schwankungen.

Auch Diaphragmas sind in den ersten drei Monaten nicht sicher: Gebärmutter, Muttermund und Scheide bilden sich in dieser Zeit noch zurück, sodass ein Diaphragma oftmals nicht richtig passt und Sperma an ihm vorbeiflutscht. Wer bisher mit Diaphragma verhütet hat, braucht nach einer Geburt meist ein neues, weil eine Schwangerschaft den Körper verändert.

Eine Spirale kann frühestens sechs bis acht Wochen nach einer Geburt eingelegt werden, wenn alles gut verheilt ist. Sonst können sich Infektionen entwickeln. Außerdem muss sich die Gebärmutter zurückgebildet haben. Bei einer zu frühen Anpassung sei nicht auszuschließen, dass der Körper die Spirale wieder ausstößt, betont der Berufsverband der Frauenärzte.

Auch Antibabypillen können nach einer Geburt problematisch sein. Präparate, die Östrogene und Gestagene enthalten, drosseln die Milchmenge und den Nährstoffgehalt, sodass das Baby nicht mehr optimal ernährt wird. Zudem geht das Hormon Östrogen in die Muttermilch über und gelangt so in den Körper des Kindes. Gleiches gilt für Hormonimplantate. Als Alternative empfehlen Gynäkologen eine Minipille. Sie enthält nur das Hormon Gestagen und beeinflusst die Milchproduktion nicht negativ. Eine Minipille komme ab der sechsten Woche nach der Entbindung in Frage, berichtet der Berufsverband der Frauenärzte. Ab dem fünften Monat nach der Geburt könne eine Frau auch eine Mikropille nehmen. Der erste Monat sei aber unsicher. Ernst zu nehmende Konkurrenten sind Kondome. Sie haben keine Nebenwirkungen für das Neugeborene und lassen ihren Schutz durch Spermien abtötende Gels oder Scheidenzäpfchen steigern.MARTINA JANNING