SWR verschiebt „Tatort“

„Täterstruktur“ liegt „im türkischen Milieu“. Grund: Rücksicht auf Trauergemeinde in Ludwigshafen

Der Südwestrundfunk (SWR) hat seinen für Sonntag geplanten „Tatort“ auf den 6. April verschoben. Senderintern habe man darüber schon seit Dienstag diskutiert, heißt es, und nicht erst, als Ministerpräsident Kurt Beck (SPD) mit diesem Wunsch an die Öffentlichkeit ging. Er halte den Film „Schatten der Angst“ wegen seiner im „türkischen Milieu“ liegenden „Täterstruktur“ kurz nach der Brandkatastrophe für deplatziert, sagte Beck. In dem Fall geht es um Morde an türkischen Geschäftsleuten. Auch das Thema Zwangsheirat wird behandelt.

„Mit dieser Entscheidung nehmen wir Rücksicht auf eine große Trauergemeinde, deren Gefühle wir nicht verletzen wollen“, sagte SWR-Intendant Peter Boudgoust. Christoph Mohr, Leiter der SWR-Programmpresse, legte jedoch Wert auf die Feststellung, dass niemand – auch nicht Beck – den Sender direkt aufgefordert habe, den „Tatort“ zu verschieben: „Wir distanzieren uns in keiner Weise von dem ‚Tatort‘. Aber wir wollten das zeitlich entzerren, um den Film aus einer Diskussion herauszunehmen, in die er nicht gehört.“ Die türkischstämmige Schauspielerin Renan Demirkan ist glücklich über diese Entscheidung. „Diese Reaktion zeigt, dass man aus dem Aleviten-Tatort des NDR gelernt hat“, sagte sie der taz. „Ich empfand es als zutiefst respektlos, wie dieser Film ohne Kenntnis der Kultur Behauptungen aufgestellt hat, die durch ein bisschen Recherche leicht zu widerlegen gewesen wären.“ Im Dezember hatten 20.000 Aleviten in Köln gegen den NDR-„Tatort“ „Wem Ehre gebührt“ demonstriert, durch den sich die islamische Glaubensgemeinschaft verunglimpft sah. DAVID DENK