Kunstfrühstück
: Reisende sind mobile Archive

Kunst kann gleichzeitig so verwirrend, aber auch so fest verwurzelt in der Kultur des Alltags sein. So etwa im Innenhof des Atelierhauses Roter Hahn im Stiftungsdorf Gröpelingen. Da steht seit Anfang des Jahres ein gammeliger Bauwagen rum. Und regelmäßig sieht man eine junge Frau in den Wagen steigen, schwer beladen mit Kisten voll Material.

Fliesen, Tüten, Farben - was immer im Bauwagen verschwindet, wird verarbeitet. Die Bremer Angela Lililjanic nutzt den Bauwagen als mobiles Archiv, das nur für kurze Zeit begehbar sein wird. „Reisende sind mobile Archive“, sagt die Künstlerin und zeigt einen Teil ihrer Arbeit. In den Jahren des Studiums hat sie als Bäckerin gearbeitet, um Studium und Leben zu finanzieren. Die unzähligen Mehltüten, die sie während der Jahre geleert hat, hat sie archiviert und stellt sie nun im Inneren aus. „Die brotlose Kunst wird hier zum Sinnbild eines Stadtteils, der sich durch Arbeit auch nicht mehr ernähren kann. Wir Künstler sind manchmal den Menschen im Quartier viel näher als es augenscheinlich wirkt.“ Das Material, aus dem früher Lebenserhaltendes geschaffen wurde, wird so zum Zeichen für den Mangel. Die 1977 in Bad Oeynhausen geborene Künstlerin arbeitet zwischen den Welten. Zweisprachig aufgewachsen, spricht sie neben serbokroatisch und deutsch auch englisch und russisch. CAO

Sonntag, 11 Uhr; Atelierhaus Roter Hahn