Die Lange Anna wankt

Helgolands Wahrzeichen könnte schon bei der nächsten Sturmflut in sich zusammenbrechen. Die Millionen von Euro, die nötig wären, um die Felsnadel zu sichern, brauchen die Insel-Bewohner an Stellen, wo Menschen gefährdet sind

Die Wellen nagen bedrohlich an einem der bekanntesten Naturdenkmäler Deutschlands: der Langen Anna von Helgoland. Die 47 Meter hohe Felsnadel aus porösem Buntsandstein ist nach Meinung von Wissenschaftlern akut vom Einsturz bedroht. Die Millionen von Euro, die für einen Schutz des roten Felsens nötig wären, brauchen die Helgoländer, um die Stellen ihrer Insel zu sichern, die bewohnt sind.

Seit 2001 gilt der Fels als nicht mehr zu retten. „Die Situation ist dramatisch“, sagt der Professor für Wasserbau an der TU Hamburg-Harburg, Erik Pasche. „Schon eine Sturmflut kann reichen, damit sie zusammenbricht.“ Quer durch den Felszinken gehen viele Risse. „Dadurch lösen sich wie Brotscheiben Steinflächen und stürzen ab“, sagt Helgolands Bürgermeister Frank Botter.

Für das Ende gibt es unter Wissenschaftlern zwei Hypothesen: Die Lange Anna bricht entweder über dem Fuß ab oder sie stürzt durch die starke Verwitterung des Buntsandsteins in sich zusammen. „Der untere Teil der Langen Anna, ihre Gründung, ist freigelegt wie ein Zahnhals“, sagt Pasche. „Durch die starken Wellen kommt es zu punktuellen Aushöhlungen.“ Pasche glaubt im Gegensatz zu anderen Experten und vielen Helgoländern, dass der Felsen zumindest an seiner Gründung durch eine Verbesserung der Standsicherheit noch zu retten ist.

Die Rettung kostet aber mehrere Millionen Euro. Bürgermeister Botter betont, dass die Lange Anna bei der Vielzahl der Herausforderungen für die 1.600 Bewohner keine Priorität genießen könne. „Durch sie sind keine Menschen gefährdet“, sagt Botter. Nach einem Gesteinsabsturz 2002 im bewohnten Teil des Oberlandes, bei dem sechs Häuser beschädigt wurden, musste für 7,7 Millionen Euro der Fels gesichert werden. DPA