Neun Tote beim Brand eines Wohnhauses

Bei einem Großbrand in Ludwigshafen sterben neun Menschen. Beck sieht keine Hinweise auf Verschulden Dritter

LUDWIGSHAFEN dpa/rtr ■ Bei der schlimmsten Brandkatastrophe im rheinland-pfälzischen Ludwigshafen seit dem Zweiten Weltkrieg sind neun Menschen ums Leben gekommen. In dem von türkischstämmigen Familien bewohnten Altbau war am Sonntagabend aus ungeklärten Gründen ein Feuer ausgebrochen, das sich über das Holztreppenhaus in wenigen Minuten bis zum Dach ausbreitete. Eltern und Kinder sprangen in Panik aus den Fenstern des viergeschossigen Eckhauses. Etwa 60 Menschen wurden verletzt. Am Montag lagen noch etwa 20 in Krankenhäusern. Drei von ihnen haben schwere Verletzungen, waren aber außer Lebensgefahr.

Ludwigshafens Bürgermeisterin Eva Lohse sprach vom größten Brand der Nachkriegsgeschichte in der Stadt. Sie selbst war während der Rettungsarbeiten am Haus. „Es waren schreckliche Bilder“, sagte sie.

Das rußgeschwärzte Haus qualmte noch am Montagmittag. Da die Rettungskräfte noch nicht alle Etagen des einsturzgefährdeten Hauses durchsuchen konnten, war unklar, ob nicht noch weitere Opfer darin lagen. Auch die Ermittlungen zur Brandursache konnten wegen der Einsturzgefahr zunächst nicht aufgenommen werden. Der Ministerpräsident von Rheinland-Pfalz und SPD-Vorsitzende Kurt Beck besuchte den Brandort am Montag. Es gebe keine Hinweise auf einen fremdenfeindlichen Anschlag, betonte er.

Dass die Zahl der Toten nicht noch höher ist, ist vermutlich dem Umstand zu verdanken, dass die Polizei ihre Einsatzzentrale für den Ludwigshafener Karnevalsumzug auf einem Parkplatz in der Nähe eingerichtet hatte. Der Umzug hatte gerade das Haus passiert, als das Feuer gemeldet wurde. Eine Nachbarin berichtete, sie habe einen lauten Knall gehört und sofort danach Flammen aus dem Haus schlagen sehen. Bereits wenige Minuten später waren die ersten Retter vor Ort. Da das Treppenhaus des rund 100-jährigen Backsteingebäudes schnell in Flammen stand, konnte die Feuerwehr nicht von innen eingreifen. Menschen sprangen in aufgespannte Sprungtücher oder warfen Kinder aus den oberen Stockwerken direkt in die Arme von Helfern.

Die Feuerwehr versuchte, über Drehleitern Menschen in Sicherheit zu bringen. Zwei Kinder, die sich hinter eine Couch geflüchtet hatten, konnten so noch nach gut einer Stunde gerettet werden. Die Verantwortlichen wiesen Vorwürfe eines Angehörigen der Getöteten zurück, die Feuerwehr habe nicht beherzt genug eingegriffen. „Das Ganze hätte um einiges schlimmer ausfallen können“, sagte Notarzt Albrecht Reinecke.

Eine 50-köpfige Sonderkommission werde die Ermittlungen aufnehmen und die Toten identifizieren, sagte Polizeipräsident Wolfgang Fromm. Sämtliche Karnevalsfeiern in der Stadt wurden abgesagt.