Nehberg sammelt Orden

RÜDIGER NEHBERG, 72, gelernter Konditor, Menschenrechtsaktivist, gilt als Vater der deutschen Survival-Bewegung. 1987 fuhr er mit einem Tretboot über den Atlantik.

Er ist vermutlich der einzige Konditor mit Bundesverdienstkreuz – sicher aber der einzige, der bundesweit bekannt ist: Rüdiger Nehberg, Weltenbummler und selbst ernannter „Sir Vival“. Nun erhielt der 72-Jährige die Auszeichnung zum zweiten Mal. Für das Engagement ihrer Menschenrechtsorganisation „Target“ wurden Nehberg und seine Lebensgefährtin Annette Weber gestern im Ahrensburger Schloss geehrt. Target setzt sich für ein Ende der rituellen Beschneidung junger Frauen in islamischen Staaten ein.

„Ich habe mich immer gefragt, warum sich eine Weltreligion dieses Verbrechen in die Schuhe schieben lässt“, sagt Nehberg. Er kennt den Islam von seinen zahlreichen Reisen und fühlt sich der Religion „verbunden“, wie er sagt. Auch deshalb wollte er gegen das Vorurteil kämpfen, die Genitalbeschneidung junger Frauen sei durch den Koran erlaubt. Und es ist ihm gelungen: Auf das Engagement von Target hin, erließ der religiöse Führer Ägyptens, Großmufti Ali Gom’a, im Jahr 2006 eine Fatwa gegen Genitalverstümmelungen. Das islamische Rechtsgutachten verurteilt die weibliche Beschneidung als nicht mit den Werten des Islams vereinbar.

Bereits einmal erhielt Nehberg für sein Engagement das Bundesverdienstkreuz. 2002 wurde er damit für seinen Einsatz für brasilianische Indianervölker geehrt, deren Existenz durch illegale Goldsucherei gefährdet war. Die erneute Auszeichnung sieht er pragmatisch: „ Das gibt dem Thema neuen Schub.“ Und der ist wichtig, es gibt noch viel zu tun. Gerade am vergangenen Wochenende war Nehberg in Kairo, um eine Konferenz im Oktober vorzubereiten. Diesmal sollen alle 35 islamischen Staaten teilnehmen, in denen rituelle Beschneidungen noch praktiziert werden. Nehberg ist angesichts der bisherigen Erfolge zuversichtlich: „Man könnte sagen, das ist der erste Kreuzzug, der nicht gegen, sondern mit dem Islam geführt wird.“ CGI