WERBEPAUSE: ROTES KREUZ

Dieses Werbetäfelchen haben bestimmt die Strategen im Verteidigungsministerium erblickt, als sie den Jung’schen Jungs in der vergangenen Woche den Befehl erteilten, Kampfeinsätze in Afghanistan zu planen. Wenn schon so eine liebreizende Lazarettschwester derart unterbeschäftigt ist, dass sie sich mit ihrem Helfersyndrom an hilflosen Crash-Test-Dummies vergehen muss, sollte die Truppe doch für Nachschub aus Fleisch und Blut sorgen können. Was ist ein verrenkter Nacken einer Puppe aus Plastik und Blech gegen einen ordentlichen Halsdurchschuss bei einem vormals quicklebendigen Obergefreiten? Wenn sowohl Schlagader, Speise- als auch Luftröhre in Mitleidenschaft gezogen sind, kann die junge Dame bestimmt auch nicht anders – und muss helfen. Oder wird ihr dann anders? Gerät aber der erste geplante Kampfeinsatz einer deutschen Armee seit 1945 tatsächlich zum Blutbad, wird das Geschrei wieder groß sein. Dann wird sich das Deutsche Rote Kreuz beklagen, dass die fachmännische Betreuung vollbesetzt explodierter Truppentransporter doch nicht zu ihrem Kerngeschäft gehört. Und uns Passanten am heimischen Wegesrand wird man dann, vermutlich mit einem anderen als dem hier abgebildeten Motiv, zum Aderlass auffordern. LUTZ DEBUS