Kanada sieht USA als „Folterstaat“

USA und Israel stehen auf einer Liste von Ländern, in denen Gefangenen Folter droht

OTTAWA afp ■ Kanada hat seine engen Verbündeten USA und Israel auf eine Liste von Staaten gesetzt, in denen Gefangenen Folter droht. Wie der kanadische Fernsehsender CTV berichtete, existiert ein Lehrgangsdokument mit entsprechenden Hinweisen im Außenministerium in Ottawa. Die USA und Israel werden demnach neben ihren Erzfeinden Syrien und Iran als Staaten erwähnt, in denen ein großes Risiko besteht, im Gefängnis gefoltert zu werden. Ein Sprecher des kanadischen Außenministeriums, Neil Hrab, erklärte, das Lehrgangsmaterial sei „kein politisches Dokument“; es spiegele „nicht die Meinung oder die Politik der Regierung wider“.

Das Dokument wird laut CTV in Kursen für Diplomaten verwendet, die in ausländische Gefängnisse geschickt werden könnten und daher für mögliche Folterfälle sensibilisiert werden sollen. Der Text beschreibe „amerikanische Verhörmethoden“, die den „Zwang zur Nacktheit, Isolation und Schlafentzug“ beinhalten. Als Beispiel wird das US-Gefangenenlanger Guantánamo auf Kuba genannt. Die Sensibilisierung kanadischer Diplomaten für Folter dürfte mit dem Fall des syrischstämmigen Kanadiers Maher Arar zusammenhängen. Er war 2002 aufgrund falscher Behördenangaben in den USA festgenommen und nach Syrien ausgeliefert worden, wo er ein Jahr lang im Gefängnis saß und eigenen Angaben zufolge gefoltert wurde. Eine Untersuchungskommission sprach Arar 2006 vom Vorwurf des Terrorismus frei. Die kanadische Regierung entschuldigte sich und zahlte eine Millionensumme als Schadenersatz.