Bertolt Brecht finanziert Kirchensanierung

Nicht nur die Passionskirche hat sich der weltlichen Kultur geöffnet. Auch andere Gemeinden sind auf den Geschmack gekommen. Schon weil sie mit den Einnahmen den Unterhalt oder die Sanierung der Häuser bezahlen können

Kirche und Kultur – diesem Konzept haben sich neben der Passionskirche auch andere evangelische Gemeinden angenommen.

Die große Heilig-Kreuz-Kirche am Halleschen Tor seit mehr als zehn Jahren ein vielfältiges Kultur- und Konzertprogramm für bis zu 800 Besucher. Das im Krieg komplett ausgebrannte und in den 50er-Jahren schmucklos wiedererrichtete Gebäude wurde von 1990 bis 1995 extra für die kulturelle Nutzung umgebaut. „Durch die verstellbaren Glaswände können Veranstaltungen unterschiedlicher Größe stattfinden“, sagt Pfarrerin Dagmar Apel, die seit der Fusion mit der Passionskirche vor sechs Jahren in beiden Gemeinden tätig ist.

In der Heilig-Kreuz-Kirche fänden im Gegensatz zur Passionskirche mehr klassische Veranstaltungen statt – Theateraufführungen oder dank des enormen Innenraums sogar Opern. Ein besonderes Erlebnis nach Meinung der Pfarrerin die Konzertreihe „Nachtklänge“, bei der die Besucher sich mit Decken ausgestattet zu Klängen unterschiedlicher Kulturen entspannen könnten. Seit 1997 betreibt die Gemeinde Heilig-Kreuz-Passion ein eigenes Kulturbüro.

Auch die Gemeinde Sophien in Mitte – 1999 aus ursprünglich sechs benachbarten Kirchen entstanden – hat 2003 ein eigenes Kulturbüro eröffnet. „In den beiden Kirchen St. Johannes-Evangelist und St. Elisabeth finden keine regelmäßigen Gottesdienste mehr statt“, erzählt Isabel Schubert, stellvertretende Leiterin des sogenannten Kulturbüros Sophie.

Das Gebäude der Johannes-Kirche sei von der Humboldt-Universität bis 2002 als Büchermagazin genutzt worden. Die im Krieg komplett zerstörte St.-Elisabeth-Kirche wird seit 1999 mit Fördermitteln wieder aufgebaut. Auch das dazugehörige Gemeindehaus Villa Elisabeth sei noch sanierungsbedürftig.

„Mit den Veranstaltungen kann sich unsere GmbH mittlerweile selbst finanzieren“, sagt Schubert. Neben Schulprojekten mieten sich auch die Tanzkoryphäe Sasha Walz ein. Aktuell zeigt das Berliner Ensemble das Stück „Brechts Hauspostille“ in der Kirche. Die erwirtschafteten Gewinne würden gleich wieder in die Gebäude gesteckt. Sie werden als notwendige Eigenmittel für Förderanträge verwendet. „Schließlich müssen wir für die endgültige Sanierung der Gebäude noch über 3 Millionen Euro zusammenbekommen“, sagt Schubert.

In den letzten Jahren sind auch kleinere Gemeinden auf den Zug der kulturellen Nutzung aufgesprungen. So gibt es nach einem Umbau in der Heilandskirche in Moabit seit 2004 Flächen für Ausstellungen, variable Bestuhlung und neue Beleuchtungstechnik. Das Konzept „Kulturkirche Moabit“ – wie es der Moabiter Pfarrer Michael Rannenberg nennt – rentiert sich aber nur inhaltlich. „Publikumsrenner wie in der Passionskirche sind schwer zu bekommen“, sagt er. Zwar bliebe der finanzielle Gewinn bisher aus. Dafür wäre es in der Gemeinde aber wesentlich lebendiger geworden.

Auch die Ölberg-Emmaus-Kirchengemeinde auf dem Lausitzer Platz in Kreuzberg lockt Kiezbewohner regelmäßig mit Klassikkonzerten, Ausstellungen und Schulprojekten an. „Das bewegt sich aber eher im kleineren Rahmen, mit günstigen Eintrittspreisen für die weniger betuchten Leute aus der Umgebung“, betont Küster Werner von Knoblauch. Jenny Bohse