Blaue Strahlen besiegen Microsoft

Der Elektronikkonzern Sony dürfte den Formatkrieg um die DVD-Nachfolge gewinnen. Vorentscheid gefallen

BERLIN taz ■ Für Toshiba, den Gralshüter der HD-DVD, war es ein schwerer Schlag: Das Filmstudio Warner Brothers, zuvor fest an der Seite des designierten DVD-Nachfolgers, entschied sich kurz vor der am Montag gestarteten wichtigsten US-Messe für Unterhaltungselektronik, künftig nur noch auf das Konkurrenzformat Blu-ray von Sony zu setzen. HD-DVD bleibt nur noch bis Juni im Warner-Programm. Der Grund: Blu-ray habe sich bei den Verkaufszahlen inzwischen als Sieger erwiesen, man wolle daher ganz umschwenken. Damit könnte der Streit um die neue DVD für moderne Flachbildfernseher mit mehr Speicherkapazitäten zugunsten von Blu-ray entschieden worden sein. „Das ist eine strategische Entscheidung, die wir langfristig sehen. Wir wollen den Kunden geben, was sie wollen. Wenn das Format-Wirrwarr anhält, schließt sich das Fenster für die hochauflösende DVD“, hieß es aus dem Management des Medienkonzerns. Zuvor war Warner der einzige große Hollywood-Anbieter gewesen, der seine Filme sowohl auf HD-DVD als auf Blu-ray herausbrachte. Damit unterstützen MGM, Disney, Sony Pictures, 20th Century Fox und nun auch Warner die Blu-ray-Scheibe exklusiv; HD-DVD bleiben noch die Studios Universal, Paramount und Dreamworks vorbehalten.

Das HD-DVD-Konsortium unter Leitung von Toshiba reagierte prompt und sagte eine angekündigte Großpräsentation auf der Elektronikmesse CES ab. Bereits bedruckte Werbemittel gingen am Wochenende unters früher angereiste Fachbesuchervolk, anstatt sie ab Montag an die 140.000 regulären CES-Gäste zu verteilen. Dennoch betonte Toshiba vor der Presse, die HD-DVD sei „keineswegs tot“. Die Verkaufszahlen bei den bespielten Scheiben lassen allerdings anderes vermuten. So soll der Anteil im Durchschnitt bei 65 zu 35 Prozent für Blu-ray liegen, berichten Marktforscher. Auch billigere HD-DVD-Abspielgeräte, die zum Weihnachtsgeschäft erschienen, halfen offenbar nur wenig. Der HD-DVD-kontra-Blu-ray-Zwist spielt sich derweil nicht nur im Kinobereich ab, sondern auch in der Videospielewelt. So unterstützt Microsoft mit seiner Xbox 360 über ein 150 Euro teures Zusatzlaufwerk seit längerem HD-DVD, während Sony Blu-ray gleich in seine Playstation-3-Konsole eingebaut hat. Bei der Bildqualität liegt Blu-ray technisch vorn, doch sagen Fachleute, dass dies bei aktuellen Produktionen kaum sichtbar sei. Auf der CES werden Abspielgeräte erwartet, die zu günstigen Preisen von rund 500 Dollar sowohl Blu-ray als auch HD-DVD schlucken und abspielen. Wer einen PC besitzt, kann seit kurzem bereits kostengünstig beide Formate abspielen: Einige Hersteller bieten Laufwerke ab 250 Euro an, die sogar Blu-ray-Scheiben brennen können. BEN SCHWAN