Versicherte verlieren Machtkampf

Mitglieder des Bundes der Versicherten verklagten ihren eigenen Vereinsvorstand

HAMBURG taz ■ Das Landgericht Hamburg hat die Klage von Mitgliedern des Bundes der Versicherten abgewiesen: Ein loser Kreis aus Rechtsanwälten, einem Geschäftsführer, einem Informatiker und dem ehemaligen Revisor einer Bank hatte seinen eigenen Vereinsvorstand verklagt. Der Bund der Versicherten (BdV) habe ihnen zufolge ihre Unabhängigkeit als Verbraucherschützerin verloren, die Vorstandsmitglieder hätten in die eigenen Taschen gewirtschaftet. Mit dem Urteil wurden auch der Aufsichtsrat mit dem SPD-Bundestagsabgeordneten Jörn Thießen und der neue hauptamtliche Vorstand um die frühere Geschäftsführerin Lilo Blunck im Amt bestätigt.

Den Zorn vieler Mitglieder hatte sich die Geschäftsführerin Lilo Blunck auf einer Mitgliederversammlung im Jahr 2006 zugezogen. Dabei hätte es sich um eine „manipulierte Versammlung“ gehandelt, kritisierten die Kläger. Die meisten der 120 Anwesenden seien Mitarbeiter, deren Bekannte sowie Auftragnehmer des Vereins gewesen, der bundesweit 50.000 Mitglieder betreut. Auf der Versammlung wurde ein dreiköpfiger Aufsichtsrat gewählt, „den Frau Blunck selber mitgebracht hat“ – so einer der Kläger, der persönlich bei der Wahl durchfiel.

Außerdem wurde eine neue Satzung verabschiedet, die den „Charakter des Vereins“ verändert, kritisiert Klägeranwalt Hartmut Reclam. Die frühere Gegenmacht zu den Versicherungskonzernen wandele sich zu einer „Anlageberatung für die private Altersvorsorge“.

Der Entrüstung ihrer Mitglieder steht Vorstandssprecherin Blunck ratlos gegenüber: Zu der Mitgliederversammlung sei „korrekt und satzungsgemäß“ eingeladen worden. Zumindest formal gab ihr das Gericht recht. Klägeranwalt Hartmut Reclam erwartet, dass die Vereinsmitglieder Revision einlegen werden. HERMANNUS PFEIFFER