KENIAS BEVÖLKERUNG HAT ES IN DER HAND, IHR LAND ZU RETTEN
: Wider die Dummheit

Es gibt nicht viel, was das Ausland gegen die sich zuspitzende Krise in Kenia tun kann. Die Standpunkte der verfeindeten Lager sind unversöhnlich. Kenias Regierung findet, dass sie eine ordentliche Wahl gewonnen habe und alles andere Sache der Gerichte sei. Kenias Opposition verweist darauf, dass sogar Wahlbeobachter und die Wahlkommission von Manipulationen sprechen und dass Kenia keine unparteiische und effiziente Justiz hat.

Unter diesen Vorzeichen ist nicht einmal die Entsendung internationaler Vermittler möglich. Präsident Mwai Kibaki sieht keinen Grund dazu, sie zu empfangen – es wäre ja ein Eingeständnis, dass Kenias Krise nicht mit den Mitteln der eigenen Verfassung gelöst werden kann. Wer also sollte zwischen Kibaki und den entsendeten Vermittlern vermitteln? Überlegungen, gegen Kibaki oder auch gegen Oppositionsführer Raila Odinga Sanktionen zu verhängen, sind ebenso fehl am Platze. Es obliegt nicht dem Ausland, darüber zu richten, wer Kenia regiert. Die Kenianer haben das am 27. Dezember getan, an den Wahlurnen. Man muss das korrekte Ergebnis dieser Wahl feststellen lassen und für seine Anerkennung werben. Denn nicht Kenias Politiker, sondern Kenias Bevölkerung hat es in der Hand, ihr Land zu retten.

Zu Recht haben Kenias Zeitungen gestern alle gemeinsam auf ihren Titelseiten zu einer friedlichen Lösung aufgerufen. Unter der Überschrift „Save Our Beloved Country“ haben sie gefordert, das Ende der Gewalt müsse Vorrang vor allem anderen haben. „Verhandlungen kann es nicht geben, während Kenianer abgeschlachtet werden und das Land brennt“, schrieben sie. Es sei eine „unglaubliche Dummheit für Kenianer, im Namen der Politik ihr ganzes Leben zu zerstören“. Schon seit Jahren zeigt sich die kenianische Gesellschaft von einer Reife, die der zumeist korrupten politischen Klasse des Landes abgeht. Es gibt auch in der Politik viele Erneuerungskräfte, die aber beim Aufbau von Parteiapparaten regelmäßig den Kürzeren ziehen. Sie bedürfen der Anerkennung und Unterstützung – gerade angesichts des Flächenbrands, der immer mehr Menschen in Kenia dazu zwingt, sich zum Selbstschutz hinter die Kriegstreiber zu scharen.

DOMINIC JOHNSON