In frühester Kindheit aussortiert

betr.: „Kommt, denkt ein bisschen um!“

Nicht die staatliche Schule nimmt Chancen, lässt Menschen verarmen und verschüttet Potenziale, sondern eine Bildungs- und Familienpolitik welche schon in frühester Kindheit die „aussortiert“ welche man glaubt nicht zu brauchen. Dass diese Kinder dann frühzeitig auf dem Abstellgleis landen, hat nichts mit staatlicher Schule an und für sich zu tun, sondern unter anderem damit, wie staatliche Schule gestaltet wird. Die Privatschulen tragen dazu bei, dass die Ungerechtigkeit noch zunimmt, und sie tragen sehr wohl zur „Entmischung“ der gesellschaftlichen Schichten bei. Wer sich zum Beispiel die Zusammensetzung der Schüler/innen von Waldorfschulen ansieht, wird feststellen, wie verschwindend gering dort der Anteil von Kindern aus benachteiligten Gesellschaftsschichten ist.

Der Wettbewerbsgedanke zwischen Privat- und staatlicher Schule, den Christian Füller in seinem Kommentar einfordert, ist ein Wettbewerb zwischen einem Formel-1-Rennwagen und einer zehn Jahre alten Familienkutsche. Erst wenn sich die Privatschulen auch in großem Umfang den Kindern aus den unteren sozialen Schichten widmen würden oder müssten und keine Abschottungspolitik gegenüber diesen betreiben würden, könnte man dem Wettbewerbsgedanken etwas abgewinnen. FRIEDHELM KRAUS-BEHRINGER, Bonn