Monumente aus der Steinzeit

AUSSTELLUNG Im Braunschweiger Land gibt es besonders viele Ringanlagen aus der Steinzeit. Das Museum für Ur- und Frühgeschichte in Wolfenbüttel zeigt, wie die Menschen damals lebten, arbeiteten und feierten

„Der Bau der Anlagen war eine enorme Leistung – lange vor dem Bau der Pyramiden“

MICHAEL GESCHWINDE, ARCHÄOLOGE

Über 6.000 Jahre alte Erdwälle können sich die Besucher des Museums für Ur- und Frühgeschichte in Wolfenbüttel informieren. Die kreisförmigen Befestigungen mit einem Durchmesser von bis zu 600 Metern sind erst durch Luftaufnahmen wieder entdeckt worden.

Bis heute ist umstritten, ob die Anlagen einen kultischen Hintergrund hatten oder ob etwa innerhalb der Ringanlagen Siedlungen waren. Über eines sind sich die Archäologen auf jeden Fall sicher: „Der Bau der Anlagen bedeutet eine enorme Leistung und Planung – und das lange vor dem Bau der Pyramiden“, sagt Michael Geschwinde vom Wolfenbütteler Museum, das zum Braunschweigischen Landesmuseum gehört. Die Ausstellung „Monumente der Steinzeit“ ist noch bis zum 4. Juli 2010 zu sehen.

Die Ringanlagen habe es zwar im ganzen westlichen Mitteleuropa gegeben. „Allerdings gibt es nirgends eine so große Konzentration wie im Braunschweiger Land“, sagt Geschwinde. Zwischen Harz und Heide seien 25 der Erdwälle, teilweise mit drei Befestigungsringen, entdeckt worden. Die Höhe der Wälle ist unbekannt, Geschwinde geht aber von etwas mehr als einem Meter aus.

„In einem vergleichsweise kurzen Zeitraum zwischen ungefähr 3.850 und 3.600 v. Chr. hat es einen regelrechten Bauboom der architektonischen Monumente gegeben“, sagt Geschwinde. Aus dieser Zeit seien vor Entdeckung der Erdwerke kaum Zeichen von Siedlungen im Braunschweiger Land bekannt. Jetzt aber, mit der Entdeckung der Ringe, müsse diese Periode nun historisch gänzlich anders bewertet werden.

Außer Luftaufnahmen zeigt die Ausstellung auch archäologische Funde wie Keramik, Steingeräte, Tier- und Menschenknochen. Auch das historische, wirtschaftliche, gesellschaftliche und kulturelle Umfeld der Erdwerkserbauer wird dargestellt.

Archäologe Geschwinde, der mit seinem Kollegen Dirk Raetzel-Fabian auch ein Buch über die Erdwälle geschrieben hat, geht davon aus, dass Märkte und vor allem die großen Sozial- und Religionsfeste – zum Beispiel Erntedank oder Sommersonnenwende – in den Anlagen abgehalten wurden. Auch der saisonale Viehauftrieb und die Verteilung der Tiere könnten in den Ringen stattgefunden haben.  (dpa)

Ausstellung „Monumente der Steinzeit“: bis 4. Juli 2010, Museum Wolfenbüttel