Geschenke erhalten das Arbeitsklima

SCHÖNER SCHENKEN In vielen Firmen wichteln die Mitarbeiter zu Weihnachten. Diese Form des Schenkens soll alle glücklich machen und den Teamgeist stärken. Damit das gelingt, müssen die Geschenke passen

■ Wichteln ist ein vorweihnachtlicher Brauch, den viele Arbeitsteams pflegen. Dabei bestimmen sie zunächst per Los, wer wen beschenkt. Dies bleibt aber geheim; der Beschenkte (Wichtel) weiß nicht, wer ihn beglückt. Besonders der Zufallsaspekt, der alle Mitmachende gleichstellt, hat das Wichteln so populär gemacht.

■ Es gibt beim Wichteln keine festen Regeln. Aber meistens erfährt der Beschenkte nicht, von wem sein Geschenk stammt; nur selten übergeben die Schenker ihre Gaben persönlich. Vielmehr liegen alle Geschenke auf einem Tisch und tragen einen Zettel mit dem Namen des Adressaten. Manchmal ist es Teil des Wichtelns, dass die Beschenkten erraten müssen, wer die Gönner sind.

VON MARTINA JANNING

Weihnachtszeit ist Schenkzeit – auch in Unternehmen. Vielerorts hat sich Wichteln, auch Julklapp genannt, fest bei den Mitarbeitern etabliert. Denn kleine Geschenke erhalten nicht nur Freundschaften, sie können auch ein gutes Arbeitsklima fördern. Vorausgesetzt, Schenker und Beschenkte gehen mit Fingerspitzengefühl vor.

Selbst beim Wichteln, wo jemand meistens nicht erfährt, wer ihn beschenkt, gilt eine Grundregel: „Auch ein anonymer Schenker hat die Aufgabe, etwas zu finden, das dem Beschenkten gefällt“, betont Stilexpertin Elisabeth Bonneau. Denn das Geschenk soll das Gefühl vermitteln, dass es ganz speziell für den Beschenkten ausgesucht ist. Haftet der Gabe aber ein Hauch von Pflichterfüllung oder Desinteresse an, verfehlt sie ihr Ziel und verärgert, statt Freude zu bereiten.

Wohl demjenigen also, der das ganze Jahr über ein offenes Ohr für seine Kolleginnen und Kollegen hat und ihre Vorlieben und Abneigungen genau kennt. Fällt einem aber partout nichts Spezielles ein, kann etwas an die Adventszeit Angelehntes aus der Bredouille helfen – zum Beispiel eine ganz besondere Kerze, eine leckere Lebkuchenmischung oder exklusives Weihnachtsgebäck vom Biobäcker. Auch Gebasteltes oder selbst gemachte Marmelade oder Plätzchen haben ihren Reiz – besonders beim offenen Schenken, wo sich niemand hinter dem Wichtelritual verstecken kann. „Solche persönlichen Geschenke sind aber nichts für den Chef“, urteilt Bonneau.

Überhaupt ist bei sehr individuellen Geschenken Vorsicht geboten. Präsente wie Parfüm, Schmuck oder Unterwäsche seien heikel, weil die unterstellte Nähe einseitig sein kann, warnen Psychologen. Als Formel gilt: Je näher ein Geschenk am Körper ist, desto beziehungsreicher ist es. Um keinen Fauxpas zu fabrizieren, rät Bonneau, sich die Wirkung eines Präsents vorzustellen. „Sie sollten sich fragen, wie Sie selbst auf das Geschenk reagieren würden. Wie, glauben Sie, nimmt der Beschenkte es auf?“

Sehr persönliche Geschenke sind nichts für den Chef

Wichtig ist es, findet Fachfrau Bonneau, dass bei Weihnachtsgeschenken am Arbeitsplatz eine Kostengrenze festgelegt wird. „Sie sollte nicht zu hoch angesetzt sein, damit sie Mitarbeiter, die wenig verdienen, und Auszubildende nicht überfordert.“ Manche legen auch die Art der Geschenke vorher grob fest oder stellen das Wichteln unter ein Motto.

Geben will gelernt sein – aber Nehmen ebenso. Schon manche Arbeitsbeziehung hat einen Knacks bekommen, weil jemand auf das Geschenk einer Kollegin enttäuscht reagiert hat. „Nehmen Sie es nicht zu persönlich, wenn Ihnen ein Geschenk nicht gefällt“, empfiehlt Bonneau. „Erwarten Sie nicht zu viel, sondern sagen Sie sich: Es ist gut gemeint.“ Wer sich falsch beschenkt fühlt, sollte seine Enttäuschung tunlichst verbergen. Ein Wort des Dankes versteht sich von selbst, besonders wenn der Schenker bekannt ist.

Übrigens: Es muss keineswegs ernst und feierlich beim Wichteln zugehen. Beim Schrottwichteln beispielsweise beschenken sich die Teilnehmer mit besonders ungeliebten oder nutzlosen Gegenständen. Dabei geht es darum, Humor und Originalität zu zeigen. Und gemeinsames Lachen – das ist sicher – schafft ein gutes Arbeitsklima.