zahl der woche
: Der Eurokurs steigt auf einen neuen Rekord, nur weil der Dollar schwach ist

1,20

Es ist schon erstaunlich: Einen Tag nachdem die deutschen Zeitungen mit dem baldigen Tod des Europäischen Stabilitätspaktes aufmachten, erreichte der Euro einen neuen Höchststand. Bei 1,20 notierte er am Donnerstagnachmittag – so teuer war ein Euro noch nie. Was folgt daraus?

Erstens: Der Stabiliätspakt ist zurzeit nicht ausschlaggebend für den Kurs des Euros. Und zweitens: Der Dollar ist und bleibt das wichtigste Zahlungsmittel. Er bestimmt die Wechselkurse zwischen den drei großen Währungen – Dollar, Euro, Yen – und zwischen den kleinen sowieso.

So sind sich die Euro-Experten weitgehend einig, dass der hohe Kurs nur wegen der diversen Probleme der USA zustande kam: dem doppelten Defizit im Haushalt und in der Zahlungsbilanz, das die USA von den Kapitalströmen aus dem Rest der Welt abhängig macht. Der Lage im Irak, die den USA immer mehr außer Kontrolle gerät, sowie dem Terror in der Türkei. Da wären außerdem der Handelsstreit mit Europa, das gegen Stahlzölle in den USA Maßnahmen ergreifen will. Und seit letzter Woche ist ein Konflikt mit China dazugekommen, weil die USA Quoten für Textilimporte vorgeschrieben haben. Neuen Protektionismus aus Washington wittern nun die Handelspartner – und die Devisenhändler sagen: Dollar verkaufen! Handelsschranken machen das Geschäft mit den USA teurer, damit den Dollar schwächer.

So richtig glücklich sind die Europäer allerdings nicht mit ihrer starken Währung. „Ein Kurs von 1,20 – das tut echt weh“, sagte Deutschlands oberster Industrieller Michael Rogowski am Donnerstag. Denn ein teurer Euro macht die europäischen Waren teuer für alle, die ihr Geld in Dollar verdienen. In Deutschland allerdings boomt das Exportgeschäft. Und so schnell sind auch keine ernsthaften Einbußen zu befürchten. Denn die Deutschen liefern in großem Stil Anlagen und langlebige Maschinen – da wechseln die Nutzer, haben sie einmal viel Geld investiert, nicht wegen ein paar hundert Dollar den Anbieter. Selbst bei den Autos, dem anderen Exportschlager der Deutschen, machen kleinere Preisschwankungen oft nicht so viel aus. Wer Porsche, BMW oder Mercedes kauft, dem kommt es zuallererst auf die Marke an.

KATHARINA KOUFEN