Geschenke in Hülle und Fülle

An vielen Schatzkammern läuft man achtlos vorbei – oder man schaut rein und will sie sich merken. Doch wenn es darauf ankommt, sind sie vergessen. Einige Fundgruben haben wir aufgelistet

empfohlen von KATHARINA JABRANE
und MARIA LESHER

Aus manchen Geschäften kommt man gerade zur Weihnachtszeit kaum wieder raus, ohne zumindest eine Kleinigkeit mitzunehmen. Das gilt auch für unsere empfohlenen Adressen – wobei hier aus der Kleinigkeit schon mal der komplette Weihnachtseinkauf werden kann. Zu Risiken und Nebenwirkungen fragen Sie bitte Ihren Banker.

Tiefschwarz und süß

Kadó hat sich dem seit dem 16. Jahrhundert bekannten Süßholzsaft verschrieben, besser bekannt als Lakritze: süß, salzig, herb, fruchtig, aber immer schwarz glänzend. Ein alte Waage und eine noch ältere Registrierkasse versehen hier ihren Dienst, geht es darum, eine der rund 200 Sorten abzuwiegen und zu bezahlen. Wer angesichts so großer Vielfalt zurückschreckt, findet sich in guten Händen wieder. Die Verkäufer wissen, wovon sie reden, und finden für jeden Geschmack das Richtige. Gewöhnungsbedürftig sind Geschmacksrichtungen wie Kiwi-Lakritz, doch im Adventskalender sorgen sie sicher für Aufsehen. Begehrt sind kleine Packungen mit allerlei Überraschungen aus der Lakritzwelt. Diabetiker müssen das Geschäft nicht meiden: Für sie gibt es die schwarze Süßigkeit als zuckerreduziertes Naschwerk.Kadó, Graefestraße 75, 10967 Berlin-Kreuzberg

Akupunktur im Raum

Windspiele und Zimmerbrunnen kann man auch woanders kaufen. Mit dreibeinigen Kröten und Mini-Zen-Gärten wird es schon schwieriger. Und die Bedeutung der zum Teil wunderschön geschliffenen Kristallaufhänger erklärt der Verkäufer im Kaufhaus auch nicht unbedingt. Feng Shui – Der Laden in der Welser Straße bietet neben jeder Menge Kleinkram und „Raumaccessoires“, die die Wohnung harmonischer gestalten sollen, auch individuelle Beratungen, Seminare und Workshops an. Wem das zu lange dauert oder zum Verschenken zu teuer ist, der entscheidet sich vielleicht für eine Kurzberatung. Mitbringen muss man dafür nach Voranmeldung zehn Euro, einen Grundriss der Wohnung und eine Viertelstunde Zeit. Mit Hilfe von Feng Shui, einer Art „Akupunktur für den Raum“, so Ladeninhaber Peter Fischer, „können nicht alle Probleme gelöst werden, aber hier und da ist Hilfe möglich“. Fischers Ziel war es, „Feng Shui aus der Esoterik-Ecke herauszuholen und dem westlichen Menschen zugänglicher zu machen“. Primär ging es ihm dabei um Wissensvermittlung, doch auch das Gute bedarf des Schönen, damit die Sinne nicht auf der Strecke bleiben. Und so kann man hier für wenig Geld schöne Steine, für etwas mehr Geld Kristalle, Glück und Reichtum verheißende Kröten, Buddha-Miniaturen oder kleine Sandkästchen mit Steinchen und Miniharken – so genannte Zen-Gärten kaufen. Etwa fünf bis 20 Euro kosten die meisten kleinen Dinge im Laden. Ein Amethyst ist aber schon ab wohlfeilen 25 Cent zu haben, Zimmerbrunnen für 59 bis 199 Euro und ein wunderschöner Lo Pan, ein chinesischer Geomantie-Kompass, kostet 280 Euro. Die Autorin schnappte sich im Hinausgehen noch ein Bändchen mit dem Titel „Feng Shui gegen das Gerümpel des Alltages“, das eigentlich der ganz besonders schlampige Freund bekommen sollte. Stattdessen riskierte sie ein, zwei Blicke, entrümpelte flugs ihre ganze Wohnung und freut sich jetzt auf viele schöne Weihnachtsgeschenke, die sie nun überall verteilen kann.Feng Shui – Der Laden, Welser Straße 10, Telefon 2 11 17 71.

Kleine Verführungen

In Prenzlauer Berg finden sich allerhand Schatzkästlein. Tiaré, ein Kosmetikladen in der Stargarder Straße, ist ein ganz besonders glitzerndes und funkelndes Exemplar. Das Schaufenster zeichnet sich durch eine warme und einladende Auslage aus. Glitzernde Kristalltropfen spiegeln das karge Winterlicht, schreiend bunte Seidenschals liegen für kühle Hälse bereit, und zarte Cremes versprechen junge Haut. Doch noch ahnt man nichts von dem Geruch: ein Duft wie aus Tausendundeiner Nacht, der auf einen wohlig angenehmen Einkauf im Reich der Naturkosmetik vorbereitet. Dazu gibt es Aromatöpfchen, heiße Liebesnächte versprechende Kerzen und für praktisch denkende Menschen ökologische Gallseife. Kindertees und ökologisch unbedenkliche Kautschukschnuller harren ebenso des Käufers wie verspielte Mobile und liebevoll verpackte Kosmetikartikel. Alles darf getestet und probiert werden. Bei einem Glas mit würzigem Yogitee gilt es nun noch das Angebot der Kosmetikbehandlungen zu studieren. Die reichen von der üblichen Aknebehandlung für Jugendliche bis zur anthroposophisch orientierten 90-minütigen Massage und Hautpflege. Ein wunderbarer Ort für einen Weihnachtsgutschein.Tiaré, Stargarder Straße 68, 10437 Berlin, www.tiare.de

Geschichten mit Café

Storytime in Friedenau verspricht den Besuchern englische Bücher. Genauer gesagt: englische und amerikanische Kinderbücher. Unter fachkundiger Betreuung wird dem Unkundigen des englischen Kinderbuchmarktes der Einkauf leicht gemacht. Doch der Reiz des Geschäftes liegt vor allem in seiner Vielfältigkeit: Kinderliteratur, Hörbücher und Videokassetten, Erziehungsratgeber, Rätsel- und Lehrbücher stehen in großen, hellen Holzregalen zum Anschauen bereit. Die Möglichkeit, bei einem Cappuccino in Ruhe zu stöbern, versüßt den Einkauf. Der Clou: die regelmäßigen Storytimes. Das sind Stunden zum Singen und Geschichtenerzählen in Englisch und Deutsch. Geeignet sind sie für Kinder bis sechs Jahre und Eltern mit Spaß am lustvollen Lernen einer Fremdsprache. Drei Euro kostet der Spaß und kann auch als Gutschein verschenkt werden.Storytime, Schmargendorfer Str. 36, 12159 Berlin-Friedenau

Herrlich

Was schenkt Frau oder Mann eigentlich einem Mann? Jedes Jahr zu Weihnachten die gleiche Frage, auf die es in der Bergmannstraße eine „herr“-liche Antwort gibt. Egal ob für den praktischen Heimhandwerker, den schaffigen Häuslebauer oder den seefesten Badewannenkapitän – bei Herrlich findet sich einfach alles, was das Männerherz verspricht glücklich zu machen. Eher traditionelle Geschenke wie schlüpfrig dumpfe Aschenbecher und langweilige Krawatten sucht man(n) zum Glück vergeblich, doch dafür ist die Auswahl an originellen Geschenken überwältigend. Dem Spiel- und Kniffeltrieb des Mannes sowie dem Wunsch nach schönen und harmonischen Wohnaccessoires wird freier Lauf gelassen. Segelschiffe aller Art, Motorboote, Propellerflugzeuge und Flaschenverschlüsse in Schaltknüppelform sind dagegen für technikvernarrte Männer ein schönes Geschenk. Im hinteren Teil des Geschäfts dreht sich alles um die Körperpflege. Duftende Rosenblätter, dem Liebsten ins Badewasser gestreut, gehen in schäumende Liebkosungen auf: ein wunderbares Weihnachtsgeschenk.Herrlich, Bergmannstraße 2, 10961 Berlin-Kreuzberg

Deko-Spaß

Empfehlenswert ist ein Geschäft in der Schöneberger Hauptstraße: Deko Behrendt hat einfach alles, was man zum Dekorieren braucht. Egal ob für das anstehende Weihnachtsfest oder für Silvester: Deko Behrendt hat das richtige Schmuckwerk. Dabei übertrifft die Auswahl hier jede Kaufhausabteilung. Außerdem gibt es zahlreiche Kostüme, etwa für den Weihnachtsmann. Scherzkekse kommen auch zu Weihnachten auf ihren Spaß: schäumender Zucker, färbende Seife und Bonbons mit Fischgeschmack sind allemal ein originelles Geschenk. Die Verkäufer sind informiert und nett. Es fällt schwer, nicht dem Rausch zu verfallen. Kleine Mitbringsel für den Weihnachtsbaum sollten bei einem Besuch mit Sicherheit herausspringen.Georg Behrendt, Hauptstraße 18, 10827 Berlin-Schöneberg

Zärtliches für die Zunge

Süßigkeiten gehören zu Weihnachten wie der Baum, der Mann und die angezündeten Lichter. In Kindheitstagen waren die bunten Teller mitunter fast wichtiger als die Geschenke unterm Weihnachtsbaum – oder ihnen doch ebenbürtig. Wer diese Teller bunt dekorieren möchte, dem sei Docura, der Laden für „Süßigkeiten aus aller Welt“ wärmstens empfohlen. Das Geschäft in Friedenau sieht aus, wie solche Geschäfte aussehen müssen: Wandhohe, alte Holzregale mit vielen kleinen Fächern und eine durch den ganzen Raum geschwungene Theke erinnern an alte Kaufmannsläden. Man wird fachkundig bedient, und zwar hervorragend. Es gibt Kaffee, Tee und heiße Schokolade zum sofortigen Genuss, und ein Duftgemisch aus Zimt und Zucker, Nüssen und Karamel, Nougat und Eiscreme kriecht unwiderstehlich in die Nase. Kleine und große Naschkatzen finden hier Schokolade aus der Schweiz, Gummitierchen und Lakritze aus Holland, süßes Gebäck aus Spanien, Schokobonbons aus Brasilien, Panettone aus Italien, Plumpudding aus England und Zimtkaubonbons aus den USA. Die meisten Leckereien in diesem Laden für „Süßes aus aller Welt“ kosten etwa vier bis fünf Euro. Es geht auch billiger oder teurer. Spanisches Weihnachtsgebäck ist für 45 Cent das Stück zu haben und eine mit Nougatpralinen gefüllte Champagnerflasche aus Turin kostet 29 Euro. Viele der angebotenen „süßen Zärtlichkeiten“ – so könnte man das portugiesische „docura“ einigermaßen treffend übersetzen – werden direkt importiert. Nach Holland fährt Geschäftsgründer und Mitinhaber Jascha Kappelmeyer oft sogar selbst. Wenn Kunden mit speziellen Wünschen kommen, bemüht er sich zu besorgen, was irgend möglich ist – beinahe weltweit.Docura, Varziner Straße 4, Berlin-Friedenau, Tel. 85 40 72 99