Exekutionen stören Bali-Tourismus nicht

INDONESIEN Allen internationalen Protesten zum Trotz werden acht zumeist ausländische Drogenschmuggler hingerichtet, darunter auch zwei Australier. Canberra ruft Botschafter zurück und setzt Kontakte aus

Australiens Reaktionen dürften symbolisch und zeitlich begrenzt bleiben

AUS CANBERRA URS WÄLTERLIN

Kurz nach 0.30 Uhr Ortszeit sind auf der indonesischen Gefängnisinsel Nusa Kambangan Schüsse zu hören. Acht wegen Drogenschmuggels zum Tode verurteilte sterben durch ein Erschießungskommandos: ein Indonesier, vier Nigerianer, ein Brasilianer und zwei Australier. Die Exekution von Mary Jane Veloso aus den Philippinen wurde in letzter Minute aufgeschoben. Neue Beweise für ihre Unschuld seien ans Licht gekommen.

Für die anderen Verurteilten kannte Präsident Joko Widodo keine Gnade. Unzählige Gnadenappelle von australischen Bürgern, Geistlichen und Politikern blieben wirkungslos. Premierminister Tony Abbott war überzeugt, dass Andrew Chan und Myuran Sukumaran nicht nur Reue gezeigt hatten, weil sie 2005 mehrere Kilo Heroin von Bali nach Sydney schmuggeln wollten. Nach rund zehn Jahren Haft galten sie selbst nach Aussage der Gefängnisleitung in Bali als rehabilitiert und betätigten sich als Priester und Lehrer für Mithäftlinge. Sogar Meldungen vom Wochenende, der Prozess gegen die beiden 2006 sei von Korruption begleitet gewesen, konnte sie nicht retten. Stunden nach Vollzug der Todesstrafe rief Abbott Australiens Botschafter aus Jakarta zurück. Kontakte auf Ministerebene werden auf absehbare Zeit ausgesetzt. Doch mehr dürfte Australien wohl kaum gegen das Nachbarland unternehmen. Er sei sich Indonesiens Bedeutung bewusst, meinte Abbott. Es liege nicht im Interesse Australiens, die Beziehungen zusätzlich zu belasten. Indonesien ist ein wichtiger Wirtschaftspartner mit hohem Potenzial. Doch politische Beobachter in Australien meinen, Abbott könnte Widodo persönlich seinen Unmut spüren lassen.

Viele AustralierInnen zeigten sich am Morgen schockiert, traurig und zunehmend wütender. Wie die Politiker kritisierte auchdie Mehrheit der Bevölkerung nicht die Verurteilung und Bestrafung der beiden Drogenhändler, sondern die Verhängung der Todesstrafe.

Mit Bekanntgabe der Hinrichtungen kam es in sozialen Medien zu schwerer Kritik an Indonesien. Einige Kommentare waren mit fremdenfeindlichen Aussagen versehen. Andere riefen zum Boykott indonesischer Produkte auf. Eine Facebook-Seite fordert Australier auf, nicht mehr auf Indonesiens Ferieninsel Bali zu reisen – Ziel des australischen Massentourismus. Zwar zählte diese Facebook-Seite bis zum Abend 10.000 „Likes“, doch meldeten Reisebüros keine Stornierungen. Haydn Long, Sprecher für Flight Centre: „Wer bereits gebucht hatte, war sich der Situation bewusst und reist wie geplant.“ Mögliche Konsequenzen würden erst spürbar, „wenn die Leute ihren nächsten Urlaub buchen“.

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