„Typen wollen Gewalt“

MACKER Ein feministisches Bündnis ruft heute zum Protest gegen das sexistische Pick-Up-Seminar auf

■ 29, vom Bündnis „Pick up Feminism – Take down RSD“, das gegen die sexistischen Praktiken der Firma Real Social Dynamics ist.

taz: Frau Lenge, wird es heute gefährlich für Frauen in Hamburger Bars?

Luca Lenge: Das ist nicht nur heute so. Frauen, Lesben, Trans- und Interpersonen sind sehr oft von Sexismus betroffen. Die sogenannten Pick-Up-Artists, die sich heute in Hamburg treffen, sind nur die Spitze des Eisbergs einer Rape Culture, die in unserer Gesellschaft verbreitet ist.

Was meint Rape Culture?

Der Begriff beschreibt, wie umfassend und alltäglich sexualisierte Gewalt ist. Das reicht von der Objektivierung von Frauen bis hin zur Schaffung von Vergewaltigungsmythen oder Victim Blaming, was meint, dass Vergewaltigungsopfern die Schuld für das Geschehene gegeben wird. Auf was müssen Frauen sich heute Abend einstellen?

Die Firma Real Social Dynamics …

Entschuldigung, wer?

Das ist eine US-amerikanische Firma, die damit wirbt, Männern beizubringen, wie man Frauen „rum bekommt“. In Video-Tutorials und Seminaren lehren die Trainer, wie man Frauen ins Bett kriegt – auch gegen deren Willen. Was haben die heute hier vor?

Eine sogenannte Freetour, einen Schnupperabend, bei dem Männer durch Vorträge und sexistisches Videomaterial einen Crash-Kurs in Pick-Up-Ideologie erhalten. Es kann sein, dass im Anschluss Männergruppen durch Bars ziehen, um das Gelernte gleich mal anzuwenden.

Und dafür gibt es eine Nachfrage?

Aber hallo! Die Pick-Up-Community ist groß. Die Spannbreite reicht von sozial unsicheren Typen über Checker bis hin zu massiv frauenfeindlichen Typen, die durch Pick Up sexualisierte Gewalt ausüben wollen. Das berühmteste Beispiel ist Julien Blanc, der im vergangenem Jahr aufgrund seiner Vergewaltigungsverherrlichungen Einreiseverbot in Australien, Großbritannien und anderen Ländern erhalten hat.

Was wollen Sie heute tun?

Wir werden zum Tagungsort fahren und mit einer Kundgebung unseren Protest ausdrücken. Wir wollen der Öffentlichkeit ganz klarmachen, dass wir solche sexistischen Praktiken nicht dulden. INTERVIEW: KSCH

Treffpunkt 17.30 Uhr, Reisezentrum Hauptbahnhof